Gedanken für den Tag

7. Juli 2014, 06:56

"Wahrlich, wir sind Gottes, und zu Ihm kehren wir zurück", so lautet die Inschrift auf dem Grab meiner Eltern.

Mit dem Tod der Eltern hat für mich eine neue Phase des Lebens begonnen, und ich nehme an, dass es vielen so geht. Bei solch einem Anlass stellt sich die Frage nach der Wirklichkeit des Menschen und welchen Sinn wohl das Leben hat. Das Nachdenken darüber erweckt eine Sehnsucht nach Erkenntnis und nach Geistigkeit.

So lautet es in den heiligen Schriften der Bahá'í: "Als erstes musst du nach Geistigkeit dürsten - dann lebe das Leben! Lebe das Leben! Lebe das Leben! Um diesen Durst zu bekommen, denke über das Leben nach dem Tod nach. Studiere die heiligen Worte."

Mein Denkvermögen ist durch zwei Faktoren begrenzt: durch Raum und Zeit. Ich kann mir daher keine Vorstellung von einer Welt nach dem Tod machen. Baha´u´llah, der Stifter der Bahá'í Religion, sagt: "Das Jenseits ist so verschieden vom Diesseits, wie diese Welt von der Welt des Kindes, das noch im Mutterleib ist."

So wie die Begrenzung des Mutterleibes die Wahrnehmung der äußeren Welt beschränkt, so stellt die Materie die Grenze für eine Vorstellung von der nächsten, geistigen Welt dar. Das Ungeborene erhält alles, was es zu seiner Entwicklung braucht durch die Nabelschnur der Mutter. Die Entfaltung aber zielt auf das Leben nach der Geburt hin.

Was für den Embryo die Gliedmaßen und Organe sind, die er zu entwickeln hat, sind für mich jene geistigen Eigenschaften wie Liebe, Gerechtigkeit, Erkenntnis, Mut und Geduld, in denen ich täglich wachsen kann.

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