Radiogeschichten

"Der steinerne Gast" von Felix Philipp Ingold. Es liest Augustin Jagg

Seine schlanke, athletische Gestalt, seine tänzerische Anmut machten ihn zum Vorbild. Er war das Modell für den Rotarmisten auf dem Stalin-Denkmal. Und nicht nur für den Rotarmisten; auch der Proletarier und die Bäuerin wurden nach seinem Ebenbild aus Granit geformt. Glück hat das dem gänzlich unpolitischen jungen Mann nicht gebracht. Ganz im Gegenteil. Noch als alter Mann fragt er sich verbittert, warum er, den nie einer nach seiner Meinung gefragt hat, in den Gulag musste.

Felix Philipp Ingold war bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor für Kultur- und Sozialgeschichte Russlands. Mit seinem Roman "Alias" legte er ein "Decamerone unserer Tage" (Samuel Moser) vor, ein Panorama des 20. Jahrhunderts voller Novellen, Reportagen, Essays - und vor allem den ebenso absurden wie bedrückenden Erzählungen aus dem Gulag.

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Felix Philipp Ingold, "Der steinerne Gast", Matthes & Seitz Berlin 2011

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