Gedanken für den Tag

25. Oktober 2014, 06:56

Ich war ein Teenager, als die ersten jüdischen Zuwanderer aus der damaligen Sowjetunion in Wien gestrandet sind. Viele konnten in der Sowjetunion weder ihre Religion frei ausüben, noch ihre Meinung äußern oder politisches Engagement entfalten. Sie hatten als Juden oft Schwierigkeiten, wenn sie studieren oder einen bestimmten Beruf ergreifen wollten. Sie litten wie die meisten Bürger und Bürgerinnen der Sowjetunion unter Reisebeschränkungen und vielen anderen Unfreiheiten.

Somit entschlossen sich viele, die Sowjetunion zu verlassen und ins Ungewisse zu reisen. Die Sowjetunion erlaubte ihnen Anfang der 70er Jahre die Ausreise, allerdings nur nach Israel oder in die USA. Österreich war für diese Menschen das Tor zum Westen, einige Familien blieben - oft nach einer langen Odyssee - schließlich hier. Das war der Anfang der Zuwanderung einiger tausend Juden aus dem asiatischen Teil der Sowjetunion. Vorwiegend aus Buchara und Georgien.

Durch meine privaten Kontakte zu diesen Menschen und die Arbeit des psychosozialen Zentrums ESRA zur Unterstützung der Integration dieser Familien, konnte ich über vier Jahrzehnte miterleben, wie diese Familien sich ein neues Leben aufbauten. Ich konnte sehen, wie schwierig es ist, sich in einer neuen Welt zurechtzufinden, in die man nicht gerufen wurde.

Ich kenne Familien, die noch immer um ihre Existenz kämpfen müssen. Ein Umstand, der auch heutige Kinder und Jugendliche dieser Familien in Mitleidenschaft zieht, und die unsere Unterstützung benötigen.

Die meisten der damals Zugewanderten haben es geschafft. Sie sind heute Teil der österreichischen Gesellschaft.

Service

Psychosoziales Zentrum ESRA

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler