Erfüllte Zeit

1. Sterbende Natur und Ewige Welt - Glaube und Aberglaube
2. Kunst als Schöpfung des Menschen - Eine Ausstellung im Wiener Curhaus
3. Zwischen Kamelwolle und Hightech - vielfältiges Frauenleben in Israel
4. Hin und Weg - Ein Film über den Umgang mit dem eigenen Sterben
5. "Glückwünsche": Selig, der Mensch. - Kurzessay zu Matthäus 5, 1 - 12a
Moderation: Doris Appel

1. Sterbende Natur und Ewige Welt - Glaube und Aberglaube

Warum das - protestantische - Reformationsfest unmittelbar vor dem - katholischen - Allerheiligenfest steht, lässt sich damit erklären, dass der Reformator Martin Luther am Vorabend von Allerheiligen im Jahr 1517 mit einer provokanten Denkschrift zur theologischen Diskussion an die Öffentlichkeit getreten ist. Pflegte doch die kirchliche Obrigkeit insbesondere zu Allerheiligen zu disputieren. Wie aber ist es zum ebenfalls am 31. Oktober gefeierten Halloween gekommen?
Der Termin von "All Hallow's Eve" - also vom "Allerheiligenabend" - geht auf iroschottische Mönche des achten und neunten Jahrhunderts zurück, die nach altem Brauch gewohnt waren, das Fest Allerheiligen nicht wie anderswo üblich kurz nach Pfingsten zu feiern - sondern am 1. November. Der erste Novembertag war im damaligen Irland der Tag des Winterbeginns und Jahresanfangs, verbunden mit der Deutung, durch die sterbende Natur werde die ewige Welt der Heiligen sichtbar. In irischen Einflussgebieten wie zum Beispiel den USA haben altes Jahresende-Brauchtum und die zelebrierte Einheit der Lebenden mit den Toten zu ausgelassenen Feiern geführt. Die Art, wie heute auch hierzulande Halloween - als Totenfest - gefeiert wird, mag freilich vielen als eine neue Form des Aberglaubens vorkommen. Und Aberglaube ist derzeit auch Thema in Graz. Die aktuelle Ausstellung "Aberglauben - Aberwissen" im dortigen Volkskundemuseum gibt Einblicke in eine Welt, die keinen Zufall kennt, eine Welt der Magie und des Übersinnlichen. Kerstin Tretina hat sich die Ausstellung angesehen.


2. Kunst als Schöpfung des Menschen - Eine Ausstellung im Curhaus am Wiener Stephansplatz

Seit den 1950er Jahren, als der legendäre Domprediger Otto Mauer die Galerie St. Stephan bzw. nächst St. Stephan gegründet hat, nimmt die bildende Kunst einen wichtigen Platz in der Wiener Dompfarre ein. "Kunst ist eine Schöpfung des Menschen", hat der Kunstsammler und Mäzen gesagt, "eine Schöpfung des Menschen, die Gottes Schöpfung ,übertrifft' und ihrem Ziel näher führt". Otto Mauer hat unter anderem Werke von Maria Lassnig, Friedensreich Hundertwasser oder Christian Ludwig Attersee erstanden, die sich bis heute im Wiener Dommuseum befinden. An Mauers Engagement für die zeitgenössische Kunst wird mit dem jährlich ausgelobten Otto-Mauer-Preis für Nachwuchskünstler erinnert, aber auch mit regelmäßigen Kunstausstellungen im Curhaus der Dompfarre am Stephansplatz in Wien. Die Räume vor der Kapelle, der Sakristei und der Pfarrkanzlei im ersten Stock werden auf Initiative von Dompfarrer Toni Faber auch in diesem Herbst und Winter wieder zur temporären Galerie. Bis Mitte Jänner sind dort bei freiem Eintritt Skulpturen von Barbara Szüts und Bilder von Valentin Oman, vor allem aus seiner großformatigen Serie "Ecce homo", zu sehen. Judith Hoffmann hat die Vernissage besucht.


3. Zwischen Kamelwolle und Hightech - vielfältiges Frauenleben in Israel

Um Frauen in Israel geht es im neuen Buch von Daniela Segenreich, das den Übertitel "Zwischen Kamelwolle und Hightech" trägt. Und damit geht es zugleich um Alternativen zu Krieg und Gewalt. Mit Porträts unterschiedlicher Frauen - von der Drusin, die als erste Frau im Dorf studiert hat, der Jüdin, die beim Militär Karriere gemacht hat, über die Beduinin bis hin zur Muslimin, die den schwarzen Gürtel in Karate hat - zeigt Daniela Segenreich ein vielfältiges, lebendiges Israel. Die in Wien geborene Journalistin sowie Kunst- und Familientherapeutin lebt seit 26 Jahren in Israel und ist mit dem ORF-Korrespondenten Ben Segenreich verheiratet. Kürzlich war sie wieder in Wien, um ihr Buch vorzustellen - in Begleitung von zwei ihrer Protagonistinnen. Judith Fürst hat mit ihnen gesprochen.


4. Hin und Weg - Ein Film über den Umgang mit dem eigenen Sterben

Einen leichtfüßigen Film über das Sterben - ja, auch das gibt es. Der Film läuft derzeit in österreichischen Kinos. Ganz zur Jahreszeit passend - stehen doch rund um den 1. und 2. November für viele Friedhofsbesuche auf dem Programm. Dass man mit dem für viele so schwierigen Thema "Sterben" durchaus unverkrampft umgehen kann, das zeigt der Streifen "Hin und weg" auf eindrückliche Weise. Star-Schauspieler Florian David Fitz verkörpert einen Mann in den 30ern, der an einer tödlichen Krankheit leidet: ALS, Amyotrophe Lateralsklerose. Die Krankheit verursacht eine fortschreitende Muskelschwäche, die unausweichlich zum Tod führt. Doch Hannes, so heißt der Kranke, will diesen qualvollen Leidensweg nicht bis zum Schluss gehen. Er begibt sich mit Freunden auf eine Radtour nach Belgien. Brigitte Krautgartner hat den Film rezensiert.


5. "Glückwünsche": Selig, der Mensch. - Kurzessay zu Matthäus 5, 1 - 12a

Warum zu Allerheiligen in katholischen Messen die berühmten Seligpreisungen gelesen werden - ein Ausschnitt aus der ebenso berühmten und vielzitierten Bergpredigt - das lässt sich durch den Radioessay von Wolfgang Treitler erfahren.

Service

Buch, Daniela Segenreich, "Zwischen Kamelwolle und Hightech. Starke Frauen in Israel", Verlag Styria

Ausstellung, Skulpturen von Barbara Szüts und Bilder von Valentin Oman, 23.10.2014 - 15.1.2015, Curhaus der Dompfarre St. Stephan, 1010 Wien, Stephansplatz 3 und 3a

Filmtipp: "Hin und weg"
Volkskundemuseum Graz

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: William Byrd/um 1539 od.1540 - 1623
Album: WILLIAM BYRD: GEISTLICHE WERKE
* Nr.1 Introitus : Gaudeamus omnes (00:05:11)
Titel: Messe zu fünf Stimmen mit den Propriumsteilen für Allerheiligen aus den "Gradualen" < 1605 >
Chor: The Sixteen
Leitung: Harry Christophers
Länge: 02:11 min
Label: Virgin Classics 259797231

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Salomo Franck/1659 - 1725
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Martin Luther/1483 - 1546
Titel: EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT BWV 80 - Kantate am Reformationsfest < Festo Reformationis >
* 19. Wie selig sind doch die / Nr.7 Duett Alt, Tenor (00:04:04)
eine
Leitung: Philippe Herreweghe
Orchester: La Chapelle Royale
Chor: Collegium Vocale Gent
Solist/Solistin: Barbara Schlick /Sopran
Solist/Solistin: Peter Kooy /Baß
Solist/Solistin: Gerard Lesne /Countertenor
Solist/Solistin: Howard Crook /Tenor
Länge: 04:04 min
Label: Harmonia mundi France HMC 9013

Komponist/Komponistin: Alexandre Desplat
Vorlage: Joanne K. Rowling/geb.1965
Gesamttitel: HARRY POTTER AND THE DEATHLY HALLOWS PART 2 / Original Filmmusik
Titel: The Grey Lady
Anderer Gesamttitel: HARRY POTTER UND DIE HEILIGTÜMER DES TODES TEIL 2 / Original Filmmusik
Orchester: London Symphony Orchestra
Leitung: Alexandre Desplat
Chor: London Voices
Länge: 00:28 min
Label: Sony Classical/Sony Music 8869

Komponist/Komponistin: John Taverner/um 1490 - 1545
Vorlage: nach Bibel NT, Matthäus 25, 1 - 11
Album: TUDOR MUSIC FOR ADVENT AND CHRISTMAS
Titel: Audivi vocem de caelo - Motette zu 4 Stimmen < Responsorium der Matutin am Fest Allerheiligen >
Textanfang: Audivi vocem de caelo venientem : venite omnes virginis sapientissimae. Oleum recondite in vasis vestris
Ausführende: Stile Antico
Länge: 04:04 min
Label: harmonia mundi usa HMU 807517

Komponist/Komponistin: Noa
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Noa
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Gil Dor
Album: NOA
Titel: Mishaela
Solist/Solistin: Noa /Gesang m.Begl.
Länge: 03:06 min
Label: Geffen GED 24619

Komponist/Komponistin: Hildegard von Bingen/1098 - 1179
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Hildegard von Bingen/1098 - 1179
Album: A feather on the breath of God - Sequenzen und Hymnen von Hildegard von Bingen
Titel: O Jerusalem
Ausführende: Gothic Voices
Leitung: Christopher Page
Ausführender/Ausführende: Emma Kirkby /Sopran
Ausführender/Ausführende: Emily van Evera /Sopran
Ausführender/Ausführende: Poppy Holden /Sopran
Ausführender/Ausführende: Judith Stell /Sopran
Ausführende: Doreen Muskett /Symphonium
Ausführende: Robert White /Rohrpfeife
Länge: 02:24 min
Label: Hyperion CDA 66039

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