Vom Leben der Natur

Treue Begleiter - vom Aussterben bedroht. Der Landschaftsökologe und Bergbauer Günter Jaritz spricht über spezialisierte Treib- und Hütehunderassen. Sie waren im Alpenraum einst weit verbreitet und sind in ihrem Bestand stark gefährdet.
Teil 1: Sennenhunde in der Schweiz.
Gestaltung: Sonja Bettel

Der Hund ist das älteste Haustier des Menschen. Vor mindestens 16.000 Jahren dürfte er zum Weggefährten bei der Jagd geworden sein, später wurden Hunde für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt und dafür auch gezielt selektiert und gezüchtet. Sie dienten als Trag- und Zugtiere, bewachten das Haus, bekämpften Mäuse und Ratten, hüteten und trieben Schafe, Ziegen, Schweine und Rinder und wehrten Wölfe ab. In den Alpen wurden für verschiedene Aufgaben und das jeweilige Gelände einer Region etliche Hunderassen gezüchtet.

Der Schweizer Schriftsteller und Politiker Friedrich von Tschudi beschreibt Mitte des 19. Jahrhunderts in seinem Werk "Thierleben der Alpenwelt" zum Beispiel die Sennenhunde der Schweizer Alpen als kurzhaarig, mittelgroß, vielfärbig und spitzartig. Sie wurden zum Treiben des Viehs und als Wachhunde auf den Almen eingesetzt. In Mitteleuropa weit verbreitet war auch der Bauernspitz, eine der ältesten Hunderassen im Alpenraum. In Osttirol, Südtirol und im Pinzgau trat er in der Variante des Tiroler Bergspitz oder Kranz auf, benannt nach seinem dichten Fellkranz um den Hals. Er war temperamentvoll und ausdauernd und dirigierte Rinder, Schafe und Ziegen sicher auf die steilen Almwiesen und zum Melken in den Stall.

In allen Regionen der Alpen gab es spezielle Treib-, Hüte- und Schutzhunde, die den Bauern und Wanderschäfern gute Dienste leisteten. Die Arbeitshunde wurden in den 1960er und 1970er Jahren jedoch zunehmend durch Elektrozäune abgelöst, der Bau von Siedlungen und Straßen reduzierte die Möglichkeit der Wanderschäferei und aus den Familienbauernhöfen wurden industrielle landwirtschaftliche Betriebe. Dazu kam, dass der Border Collie, gezüchtet für das Treiben von Schafen in den grünen Hügeln von England und Schottland, auch im Alpenraum beliebt wurde und die angestammten Hütehunde verdrängte, obwohl seine Arbeitsweise dem schroffen und steilen alpinen Gelände nicht angepasst ist. Viele Arbeitshunderassen aus dem Alpenraum sind deshalb heute vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Weil traditionelle Nutztierrassen aber genauso ein Kulturgut sind wie die Kulturlandschaft, ein Volkslied oder ein alter Bauernhof, bemühen sich in allen Alpenländern Menschen um die Erhaltung der alpinen Hütehunde. Für ihre Rettung ist jedoch wichtig, dass diese Tiere weiterhin als Arbeitshunde eingesetzt werden, um ihre speziellen Eigenschaften, wie Lebhaftigkeit, Robustheit oder Bellfreudigkeit, zu bewahren.

Service

INTERVIEWPARTNER:

DI Günter Jaritz
A-5091 Unken

LINK:

Alpenrassen

BUCH:

Günter Jaritz: Seltene Nutztiere der Alpen. 7.000 Jahre geprägte Kulturlandschaft.
Verlag Anton Pustet 2014.


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