Gedanken für den Tag
von Mirja Kutzer, Germanistin und katholische Theologin. "Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn - wenn Fasten, dann Fasten" - Zum 500. Geburtstag der Teresa von Ávila. Gestaltung: Alexandra Mantler
24. März 2015, 06:56
Barfuß
Was ist so gefährlich daran, wenn Menschen keine Schuhe tragen? Barfuß zu laufen ist in unserer westlichen Welt zunächst ungewöhnlich. Bei Kindern mag dies noch angehen, als Erwachsene bewegen wir uns ohne Schuhe in aller Regel nicht in der Öffentlichkeit. So ist es ein Signal, dass Teresa von Ávila seinerzeit von den Schwestern ihres Ordens verlangte, keine Schuhe oder höchstens Sandalen zu tragen. Zur Zeit Teresas waren die Klöster des Karmel nicht zuletzt Lebensort für die Töchter des spanischen Adels. Einer ungewollten Ehe zogen etliche von ihnen das Kloster vor. Sie genossen dort Privilegien, hatten mehrere Zimmer und Bedienstete zur Verfügung, pflegten gesellschaftliche Kontakte. Teresa versuchte, den Orden zu seinen Wurzeln zurückzuführen: Abgeschiedenheit statt Gesellschaft, Stille statt Plauderei, eine kleine Zelle statt ausgedehnter Räumlichkeiten - und eben: keine Schuhe. Barfuß zu gehen wurde zum Zeichen der Reform.
Die Widerstände freilich waren groß. Zwischen den sogenannten Beschuhten und den Unbeschuhten Karmeliten entspann sich ein Konflikt, der mit harten Bandagen geführt wurde. Johannes vom Kreuz, der Vertraute und Mitstreiter Teresas, wurde elf Monate lang in einem Klostergefängnis eingekerkert. Etliche der Klöster, die Teresa neu gegründet hatte, musste sie zumindest zeitweise aufgeben. Freiwillig arm zu sein war offenbar selbst im Orden eine Provokation. Es bedeutet einen Affront für diejenigen, die Privilegien genießen. Es ist aber auch eine Herausforderung für jeden von uns heute. Freiwillig arm zu sein führt vor Augen, wie viel wir konsumieren und wie wenig zum Leben eigentlich notwendig wäre. Was macht gutes Leben aus - eine Frage, die an Schuhen sichtbar wird.
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Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Tilman Susato/um 1510 od. 1515 - um 1570
Album: TILMAN SUSATO: DANSEREYE 1551 - TANZMUSIK IM 16.JAHRHUNDERT
Titel: Den IX. Gaillarde - für 4 Flöten, 5 Gitarren und Handtrommel
Ausführende: New London Consort
Leitung: Philip Pickett
Länge: 02:10 min
Label: L'oiseau lyre / Decca 4361312