Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Trügerische Erinnerungen. Wie Erkenntnisse der Neurowissenschaften das Rechtswesen beeinflussen werden.
Gestaltung: Madeleine Amberger

Erinnerungen mögen sich so wirklich, so unmittelbar und so wahr wie ein Film anfühlen. Doch wie Neurowissenschafter/innen mittlerweile herausgefunden haben, ist kaum eine Erinnerung so präzise wie die Aufnahme einer Videokamera. Die Unverlässlichkeit des Gedächtnisses wiegt besonders schwer, wenn es um Schuld oder Unschuld geht. Viele Urteile wurden in den vergangenen Jahren außer Kraft gesetzt, weil Augenzeugen sich geirrt haben. In den USA haben Erkenntnisse der Neurowissenschaften bereits Eingang in das Rechtssystem gefunden. Richter im US-Staat New Jersey etwa informieren Juror/innen darüber, dass beispielsweise Stress die Verlässlichkeit von Augenzeugenaussagen deutlich beeinträchtigt.

Mit bildgebenden Methoden zwischen Dichtung und Wahrheit zu unterscheiden, ist freilich noch nicht verlässlich gelungen. Doch es gibt vielversprechende Ansätze. Die Hirnaktivität beim Abruf falscher Erinnerungen unterscheidet sich vom Abruf der eigentlichen Erinnerungen. Im funktionellen Magnetresonanztomographen kann man außerdem mit hoher Verlässlichkeit beobachten, ob jemandem ein Gesicht oder ein Objekt vertraut ist. Vorausgesetzt freilich, die Versuchsperson gibt sich dabei ehrlich und redlich Mühe.

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