Gedanken für den Tag

27. Juni 2015, 06:56

Reisen öffnet die Welt und lässt zugleich all das neu wertschätzen, was wir daheim zurückgelassen haben. Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben. So führt mich diese Reise in die eigene Heimat. Ich stehe vor der Kapelle Maria Thal am Stadtrand von Linz - barock und prunkvoll ausgestattet - ist sie in ihren Ursprüngen über 1000 Jahre alt. Der Legende nach soll im 10. Jahrhundert an dieser Stelle einer der Stadtheiligen von Nürnberg, Sebaldus, eine Einsiedelei gegründet haben. Aus Sebal soll Zaubal und schließlich Zauber-Tal geworden sein, ein Name, nach dem das idyllische Örtchen benannt ist. Über mehrere Jahrhunderte war diese Stätte mit der spätgotischen Madonna der wichtigste Wallfahrtsort im Zentralraum von Oberösterreich. Erst der Bau der Pöstlingberg-Kirche im 18. Jahrhundert beendete diese Tradition.

Es folgten mehrere Ausbaustufen: Die Jesuiten bauten eine Kirche und nannten sie Kalvarienberg - jetzt ist sie die Pfarrkirche von St. Margarethen. Ein kleines Kloster der Franziskaner wurde errichtet und auch ein Kreuzweg, der von der Donau steil heraufführt und am Kalvarienberg endet. Die Kreuzigungsszene ist mit lebensgroßen Statuen dargestellt - vor dem Hintergrund eines Riesengemäldes von Jerusalem. Geradezu ein Gesamtkunstwerk. Es kommt mir das Goethe-Wort in den Sinn: "Wer sein Vaterland nicht kennt, hat keinen Maßstab für fremde Länder". So danke ich für diesen Ort, der mir das Gefühl des Daheim-Seins schenkt.

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