Praxis - Religion und Gesellschaft

1. Bischof Zsifkovics über die Flüchtlingskatastrophe
2. ESRA: Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge
3. Kirche und Sexualität: Erwartungen an die Familiensynode in Rom
4. Ausgezeichnet: Das "Muslim Center for Justice and Law" in Uganda

1. "Mittäterschaft durch europäische Untätigkeit" - Bischof Zsifkovics über Flüchtlingskatastrophe

"Erstickende Kinder, Frauen und Männer sind nun keine Fernereignisse mehr", klagt der Bischof der Diözese Eisenstadt, Ägydius Zsifkovics. So dramatische Vorfälle wie die 71 toten Flüchtlinge auf der A4 seien "durch die derzeitige europäische Untätigkeit möglich gemacht und somit eine subtile Form der Mittäterschaft", sagt "Europabischof" Zsifkovics.
Als Bischof einer Diözese, die mit ihrem Flüchtlingsprogramm bereits die Grenzen ihrer humanitären Möglichkeiten ausschöpfe, fordert er "eine große Lösung dieser epochalen zivilisatorischen Herausforderung" und drängt auf nachhaltige Perspektiven der EU, die sich nicht nur mit aktuellen menschenwürdigen Lösungen für die Flüchtlinge in Europa, sondern auch mit den Ursachen der Massenflucht in den Herkunftsländern auseinandersetzen müsse. - Gestaltung: Maria Harmer


2. ESRA: Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge

Das erste Trauma führt zur Flucht, das zweite Trauma ist die Flucht selbst - und das dritte Trauma ist die Ablehnung, die sie vielerorts jetzt erfahren: Flüchtlinge sind in den meisten Fällen "komplex schwerst traumatisiert", sagt der Facharzt für Psychiatrie, Klaus Mihacek. Er ist ärztlicher Leiter des Psychosozialen Zentrums ESRA in Wien.
ESRA hat reiche Erfahrung auf diesem Gebiet - nach zwei Jahrzehnten Arbeit mit Opfern des Nationalsozialismus - und stellt diese Fachkompetenz auch allen traumatisierten Menschen zur Verfügung.
Eine "Geschichte vom Helfen" zum aktuellen Ö1-Schwerpunkt, die aber auch den Hinweis enthält, dass alle, die jetzt aus Idealismus privat Flüchtlinge bei sich aufnehmen, bald an ihre Grenzen stoßen könnten. - Gestaltung: Markus Veinfurter


3. Kirche und Sexualität: Erwartungen an die Familiensynode in Rom

Fragen zu Ehe, Familie und Sexualität stehen in wenigen Wochen, im Oktober, bei der sogenannten Familiensynode in Rom auf der Tagesordnung: Zum Teil sind es heiße Eisen und heikle Fragen für die römisch-katholische Kirche, die da von Bischöfen aus aller Welt diskutiert werden sollen, etwa die Frage des Umgangs der Kirche mit Homosexuellen oder mit wiederverheirateten Geschiedenen. Einen Schritt in Richtung Liberalisierung hat Papst Franziskus ja auch am Dienstag (8.9.2015) gesetzt: Ehenichtigkeitsverfahren in der katholischen Kirche werden einfacher und schneller. Zur Eheannullierung wird es in Zukunft nur noch eine einzige statt bisher zwei Instanzen geben, die über die Gültigkeit einer Ehe entscheidet. Ein Gespräch mit dem Vatikankenner, Journalisten und Buchautor, Marco Politi. - Gestaltung: Andreas Mittendorfer


4. Ausgezeichnet: Das "Muslim Center for Justice and Law" in Uganda

Das muslimische Zentrum setzt sich für den interreligiösen Dialog im ostafrikanischen Uganda ein. Der "Intercultural Achievement Award" wurde im Vorjahr ins Leben gerufen, um Projekte zu würdigen, die den interkulturellen Dialog fördern. Ein Preisträger ist heuer das "Muslim Center for Justice and Law", ein Projektpartner der Austria Development Agency (ADA). Unter anderem mit einem jährlichen Jugendtag, der helfen soll kulturelle und religiöse Grenzen in Uganda zu überwinden, will das muslimische Zentrum helfen Vorurteile abzubauen und ein friedliches Zusammenleben ermöglichen. - Gestaltung: Roberto Talotta


Moderation: Alexandra Mantler

Service

Buch, Marco Politi, "Franziskus unter Wölfen. Der Papst und seine Feinde", Verlag Herder

Diözese Eisenstadt
Psychosoziales Zentrum ESRA
Ö1 - Geschichten vom Helfen
Österreichische Entwicklungszusammenarbeit
Muslim Center for Justice and Law

Sendereihe