Gedanken für den Tag

28. September 2015, 06:56

Das Buch Tobit ist eine der schönsten Lehrerzählungen innerhalb der jüdisch-christlichen Bibelüberlieferung. Es handelt von zwei jüdischen Familien in der Diaspora des assyrischen Neureichs, heute Irak und Iran, wohin im 8. vorchristlichen Jahrhundert Juden der Nordstämme Israels zwangsumgesiedelt worden sind.

Es geht um Tobit, einen frommen Juden in Ninive, am linken Ufer des Tigris, gegenüber dem heutigen Mossul. Sein Name bedeutet "Gütig ist der lebendige Gott". Tobit hat auf Grund seiner Rechtschaffenheit auch in der Diaspora beruflichen Erfolg, wird sogar Einkäufer am Hofe des assyrischen Königs. Aber es sind unruhige Zeiten, also hinterlegt er bei einer seiner Dienstreisen eine größere Summe, nämlich zehn Talente Silber, bei einem Verwandten im entfernten Rages, nächst dem heutigen Teheran.

Tobit, seine Frau Hanna und ihr Sohn, Tobias, sind ihrem Glauben treu geblieben, während die Stammesbrüder in der Diaspora sich schon längst von den jüdischen Jahwe-Geboten und den Speisegesetzen abgewandt hatten. Als mit Sanherib ein neuer König an die Macht kam, übte der eine Terrorherrschaft aus, vor allem gegen die Juden. Tobit verlor sein Amt - aber nicht seine Rechtschaffenheit. Er gab weiterhin den Hungernden Brot und den Nackten Kleider und wenn er sah, dass man den Leichnam eines Gehenkten aus seinem Volk hinter die Stadtmauer geworfen hatte, begrub er ihn, wie es eine Mitzwah, ein jüdisches Gebot, vorschreibt.

Doch einen Geächteten zu begraben, ist Hochverrat. Tobit wird denunziert und muss fliehen. Treu seinem Glauben betet er auch auf der Flucht jeden Morgen: "Gelobt seist du, Ewiger, der die Seelen zurückgibt den toten Leibern."

Gott hört ihn. Und der Engel, den der Ewige schicken wird, macht sich schon langsam auf den Weg.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler