Gedanken für den Tag

von Beate Winkler, Malerin, Autorin und ehemalige Direktorin der EU-Agentur in Wien, der jetzigen EU-Grundrechtsagentur. "Augen auf: Chancenvielfalt lauert überall!". Gestaltung: Alexandra Mantler

Lob der Langsamkeit

Ich mache doch immer wieder erstaunliche Erfahrungen mit mir selbst. War ich früher oft so schnell unterwegs, dass ich mich fast selbst überholte, singe ich jetzt das Lied der Langsamkeit. Nicht, dass Gemächlichkeit zu meinem obersten Lebensziel geworden ist, aber ich habe erfahren, dass ich manchmal in meinem Leben zu schnell in meinen Reaktionen war. Vor allem in Krisensituationen. Doch nicht nur dann und ich nicht allein. Wenn ich den Stress in meiner Umgebung wahrnehme, - vor allem den enormen Druck, ständig verfügbar zu sein - , dann wird mir schon beim Hinsehen schwindelig. Wenige folgen dem klugen Rat von Professor Poweroff: "Power off".

Es ist ja nicht nur der Zwang und Drang zur ständigen Verfügbarkeit, sondern es scheint auch um die Inszenierung des perfekten Lebens zu gehen, wie ich staunend vor kurzem aus den Medien vernahm.

Was für ein Druck ist in unserer ermüdeten, ängstlichen Gesellschaft entstanden! Ein Druck, der alte Weisheiten zur Seite wischt wie: "Wenn Du es eilig hast, musst Du langsam gehen." Das bringt es auf den Punkt, denke ich. Manchmal handelte ich auch zu schnell, weil irgendetwas rasch geschehen sollte. Es geschah etwas. Aber nicht das Beste. Ich hatte nicht die Gelassenheit, erst einmal in Ruhe zu schauen, was die Fakten und die Hintergründe wirklich sind. Die waren manchmal vollkommen anders als meine Vorstellungen. Mein Rat an mich selbst ist: Sei langsamer, Beate. Nimm alles wahr. Du hast mehr Möglichkeiten, als Du denkst. So sage ich mir - ganz poetisch:

Sei auch Erde und bewege Dich zur Stille.
Ruhe, die sich mit Bewegung vereint.
Schau zum Wesentlichen, das seine Pole Dir zeigt.
Sie enthüllen Möglichkeiten, die gelebt werden wollen.
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Service

Buch, Beate Winkler, "Unsere Chance: Mut, Handeln und Visionen in der Krise", Europaverlag

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Gabriel Faure/1845 - 1924
Album: FAURÉ: KLAVIERWERKE - Pascal Rogé
Titel: Nocturne für Klavier Nr.2 op.33 Nr.2
Solist/Solistin: Pascal Roge /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Decca 4256062

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