Logos - Theologie und Leben

"Wie wirkt Gott im Menschen und in der Welt?" - Von absurden Sackgassen und spirituellen Wegen. Gestaltung: Johannes Kaup

Blickt man in die Bibel, so ist dort - wie völlig selbstverständlich - die Rede von einem Gott, der wie ein metaphysischer Handwerkskünstler die Erde in sieben Tagen schafft, den ersten Menschen aus Lehm formt und ihm mit seinem Mund Odem einhaucht. Gott wählt Menschen aus, spricht zu ihnen, führt und begleitet sie unsichtbar auf ihrem Lebensweg, erscheint in Träumen, erteilt ihnen Aufträge, bewahrt sie vor Vernichtung und Untergang, oder erzieht sie mittels Sanktionen. Gott handelt in der Geschichte und greift nach biblischer Überzeugung an der Seite der Unterdrückten und Verfolgten rettend ein.

Was in einem vormodernen Kontext für den biblischen Menschen ganz natürlich erschien, wird für einen modern denkenden Zeitgenossen zunächst zwangsläufig zum Problem. Spätestens im Blick auf das millionenfache Leid der großen Geschichtskatastrophen im 20. Jahrhundert scheint die Rede von einem geschichtlichen Handeln Gottes als zynische Absurdität und infantile Illusion. Die biblischen Zeugnisse erscheinen mit der Selbst- und Welterfahrung autonom-emanzipierter Menschen unvereinbar. Die Frage, ob Gott in ihr Leben eingreift, wird demgemäß nicht nur von überzeugten Atheisten verneint, sondern auch von der großen Mehrheit der Gläubigen heute. Wenn, dann mag Gott zu biblischen Zeiten gehandelt haben, aber doch nicht jetzt, doch nicht bei mir, ist der Tenor der Überzeugungen.

Und dennoch: Die christliche Theologie hält an der Überzeugung fest, dass Gott ein Handelnder ist, der das Leben der einzelnen - und die Schöpfung insgesamt - zum Heilsein, zur Vollendung führen will. Wie aber muss das Wirken Gottes gedacht werden, sodass es nicht in wissenschaftlichen Aporien endet, sondern existenziell nachvollziehbar wird?

Johannes Kaup hat dazu die erste katholische Theologieprofessorin an der Universität Hamburg gefragt. Die 1970 geborene Christine Büchner, eine studierte Germanistin und Lateinische Philologin, wurde für ihre Dissertation mit dem Karl-Rahner-Preis und John-Templeton-Award ausgezeichnet. Sie ist verheiratet mit dem Schriftsteller Andreas Meier. Die in Frankfurt und Tübingen ausgebildete Christine Büchner übernahm vor zwei Jahren als erste Frau das Institut für Katholische Theologie an der Universität Hamburg.

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