Lange Nacht der Neuen Musik

Zum 100. Geburtstag von Karl Schiske. Gestaltung: Lothar Knessl, Hannes Heher und Gustav Danzinger

Viel zu früh, 53-jährig, verstarb er. Wäre er doch wenigstens 80 geworden! Viele im positiven Sinne individuellen Entscheidungen hätten sich vielleicht dank seiner weiter entfaltet. War es Vorahnung, Intuition, war es die Gabe, zum rechten Zeitpunkt das Gras wachsen zu hören? Jedenfalls empfahl Karl Schiske, nach mancherlei Querelen alteingesessener, dem Nazi-Gedankengut nicht entkommener Kompositionsprofessoren 1952 spät aber doch an die Wiener Musikakademie berufen, schon bald danach seinem rapid wachsenden Schülerkreis dringend, die Darmstädter Ferienkurse für neue Musik aufzusuchen. Denn dort würden sie zweifellos innovative Musik erleben, und deren theoretischen Unterbau. Zentrum rasanter Musikentwicklung und mitreißender Utopien. Damit hat Schiske, sanft, wie es seine Art war, das Tor weit geöffnet, durch welches ab 1954 Europas Musik-Avantgarde den Weg nach Österreich fand.

Schiskes Student/innen, neugierig geworden, nützten die Chance, nebstbei gefördert durch Reise-Stipendien, auch um diese kümmerte sich ihr Professor. Es wurden ihrer immer mehr, so dass man über die Jahre von einer Österreich-Kolonie in Darmstadt berichten konnte. Darunter, um nur einige zu nennen, Kurt Schwertsik, Gösta Neuwirth, Erich Urbanner, Otto M. Zykan, Ivan Eröd, Luna Alkalay, Anestis Logothetis und Günter Kahowez. Allein diese Namen und deren kompositorischer Werdegang sind der Beweis, dass Darmstadt niemals eine Schule war, allenfalls eine kurzzeitig brodelnde Ideenküche, in der man willig Anregungen empfing oder sie wieder verwarf, um den eigenen Weg zu festigen. - Und Schiske selbst? Dreimal war er dort, um sich zu informieren, Kontakte zu knüpfen. Rückte aber kein Jota ab von seiner kompositorischen Grundidee, dass nichts formlos zu wiederholen sei, denn alles sei Variation, und später strenger, dass alles Material sich auf das jeweils andere beziehen solle, sich fügend zur Einheit, zur Synthese. Dies der Sammelbegriff für sein spätes Schaffen, kulminierend im "Divertimento", der "Synthese für vier mal vier Instrumente", der "Fünften Symphonie auf "B"" (keine Tonartbezeichnung).

Schiske plädierte für eine konsequente Erziehung zur Moderne. Schon 1957 kämpfte er für die Einrichtung eines elektronischen Studios an der Musikakademie. Unermüdlich, freundlich, bedächtig, tolerant, nie an die Rampe drängend. Selbstverständlich immer höchste Handwerkskunst, niemals Kunsthandwerk. - Einmalig der große Ausbruch aus selbst auferlegter, von Phantasie genährter Strenge: im Oratorium "Vom Tode" (1946), emotionelle Reflexion auf qualvollen Psychoterror durch Gestaposchergen. Er fühlte sich dem Tode nahe, raffte sich auf zu einem zweiten Leben - und zu Werken, denen ein weit höherer Beachtungsrang gebührte. Solch halbes Vergessen: symptomatisch für die außerhalb einer Mainstream-Generation Geborenen.

Die Themen dieser Langen Nacht der Neuen Musik kreisen um die Person Karl Schiske, um sein Schaffen, um seine Schüler/innen und deren Schaffen.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Karl Schiske/1916 - 1969
Titel: Trompetermusik op.13 für Blechbläser und Schlagwerk (Ausschnitt)
Ausführende: Blechbläser Ensemble der Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien
Leitung: Werner Hackl
Länge: 01:08 min
Label: Keine Angabe; nicht im Handel

Komponist/Komponistin: Karl Schiske/1916 - 1969
Titel: Symphonie Nr.3 op.31 (Beginn - Ausschnitt)
Leitung: Stefan Soltesz
Orchester: NÖ Tonkünstlerorchester
Länge: 04:27 min
Label: UE

Komponist/Komponistin: Karl Schiske/1916 - 1969
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Herbert Mösslacher
Titel: Candada für Sopransolo, gemischten Chor und kleines Orchester op.45
* Adagio - 2. Satz (Ausschnitt)
Solist/Solistin: Annelies Hückl /Sopran
Chor: ORF Chor
Choreinstudierung: Gottfried Preinfalk
Orchester: Radio Symphonieorchester Wien
Leitung: Peter Keuschnig
Länge: 01:41 min
Label: ORF Radio Österreich 1

Komponist/Komponistin: Karl Schiske/1916 - 1969
Vorlage: Bibel AT, Psalm 99
Titel: Psalm 99 "Jubilate Deo omnis terra" op.30 für 6stimmingen gemischten Chor a cappella
Chor: Chor der Basilika Maria Treu
Choreinstudierung: Gerhard Kramer
Länge: 04:37 min
Label: Keine Angabe; nicht im Handel

Komponist/Komponistin: Karl Schiske/1916 - 1969
Titel: Divertimento für zehn Instrumente op.49 Nr. 10
Ausführende: Studierende der Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien
Leitung: Erich Urbanner
Länge: 03:07 min
Label: Keine Angabe; nicht im Handel

Komponist/Komponistin: Karl Schiske/1916 - 1969
Titel: Sonatine für Klavier op.42
* Andante - 2. Satz
Solist/Solistin: Till Alexander Körber /Klavier
Länge: 03:02 min
Label: Keine Angabe; nicht im Handel

Komponist/Komponistin: Karl Schiske/1916 - 1969
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Rainer Maria Rilke/1875 - 1926
Titel: O Herr, gib jedem seinen eignen Tod / Lied aus dem Oratorium "Vom Tode"
Ausführender/Ausführende: Mitglieder der Studienklasse für Lied und Oratorium /Prof.Walter Moore, Musik Universität Wien
Ausführender/Ausführende: Andrea Pfeffer /Alt Solo, Mezzosopran
Ausführender/Ausführende: Sebastian Driant /Klavier
Leitung: Gerhard Kramer
Länge: 01:22 min
Label: Keine Angabe; nicht im Handel

Urheber/Urheberin: Prof.Hans Erich APOSTEL/22.1.1901 Karlsruhe - 30.11.1972 Wien
Titel: Laudatio von Prof.Hans Erich Apostel (Ausschnitt)
Solist/Solistin: Prof.Hans Erich Apostel /gesprochen
Ausführender/Ausführende: Günter Kahowez /Künstlerische Leitung der CD Aufnahmen
Länge: 00:35 min
Label: Keine Angabe; nicht im Handel

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