Europa-Journal

1.EU-Türkei- Ende der Beitrittsverhandlungen?
2.Türkei-Deutschland - ein mehr als unterkühltes Verhältnis
3. Fremdenhass - ein Therapeut gegen die Gewalt
4. Montenegro - die beschädigte Adria-Perle

Moderation: Agathe Zupan


EU-Türkei- Ende der Beitrittsverhandlungen?

Der österreichische Bundeskanzler Christian Kern hat mit seiner Aussage, die Türkei sei für die EU momentan kein Partner und wohl auf Jahrzehnte kein denkbares Mitglied der Union, für einige Aufregung gesorgt - Brüssel bezeichnete die Aussagen Kerns als "unglücklich" und nicht hilfreich, schließlich seien fünf wichtige Punkte des EU-Beitrittsvertrages mit der Türkei, darunter die wichtigen Kapitel zu Menschenrechten, nach wie vor strittig, und somit ein Beitritt der Türkei zur Europäischen Union momentan kein Thema, außerdem müssten auch noch die nationalen Parlamente zustimmen - also die falsche Aussage zum falschen Zeitpunkt? Namhafte Brüsseler Politiker sehen das so, entsprechend groß die Verärgerung über die Aussage Kerns, die den wichtigsten EU-Partner in der Flüchtlingsfrage desavouiert, wie Henry Buhrs aus Brüssel berichtet.


Türkei-Deutschland - ein mehr als unterkühltes Verhältnis

So schlecht lief es zwischen Berlin und Ankara noch nie. Gegenseitiges Einbestellen der Botschafter, gegenseitige kritische Aussagen, Druck vom türkischen Präsidenten Erdogan, Deutschland möge endlich die Visafreiheit für türkische Staatsbürger in die EU durchsetzen. Und was sagt die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu alldem? Wenig - Merkel weiß, ohne Erdogans Unterstützung in der Flüchtlingsfrage gibt es keine Lösung dieses Problems. Eine komplette Visafreiheit wiederum ist in einem Land, in dem erst vergangenes Wochenende hunderttausende Erdogan-Anhänger auf die Straße gegangen sind - und zu einiger Sorge der Deutschen Anlass gegeben haben -, innenpolitisch wohl nicht durchsetzbar. Und so wird versucht, auf diplomatischem Wege zu retten, was vom einst guten deutsch-türkischen Verhältnis noch übrig ist, berichtet Christian Buttkereit.


Fremdenhass - ein Therapeut gegen die Gewalt

Er heilt die Seelen beider Seiten, der Täter wie der Opfer. Der palästinensische Therapeut Ahmed Al Hafit hat in seiner Praxis im deutschen Potsdam immer wieder mit Menschen rechtsnationalistischer oder sogar rechtsextremer Bewegungen zu tun, deren Fremdenhass oft ins Nichts zerfällt, wenn sie Ahmed gegenübersitzen - Palästinenser von Geburt, Österreicher dem Pass nach, lebend und arbeitend in Deutschland. Al Hafit ist spezialisiert auf die Behandlung von Opfern fremdenfeindlicher Gewalt, aber er therapiert auch die Täter. Und er hofft, auf diesem Wege, auch mit der eigenen Lebensgeschichte, mehr Miteinander zu ermöglichen. Igal Avidan war bei dem Therapeuten auf Besuch.


Montenegro - die beschädigte Adria-Perle

Vor genau 10 Jahren, im Jahr 2006, erklärte Montenegro seine Unabhängigkeit und verließ den gemeinsamen rest-jugoslawischen Staat mit Serbien. Das Referendum im Mai 2006 fiel ausgesprochen knapp aus, die Freude an der Unabhängigkeit war damals nicht sehr groß. Und heute? Zwar ist Montenegro auf dem Weg in Nato und EU. Aber das kleine Adria-Land ist bis heute gespalten. Milo Djukanovic hatte sich die Unabhängigkeit auf die Fahne geschrieben, seit einem Vierteljahrhundert ist er der starke Mann in Montenegro - mal als Premier, mal als Präsident. Kritiker werfen ihm vor, mit der Unabhängigkeit einen Mafia-Staat geschaffen zu haben: Journalisten werden bedroht, eine ernsthafte Opposition gibt es nicht, nur wenige haben es legal zu Wohlstand gebracht, der Verwaltungsapparat ist aufgebläht, weil mit Jobs Stimmen gekauft werden. Die einstige "Perle der Adria" verkommt zusehends zu einer Hochburg des Verbrechens, berichtet Stefan Osvath aus Montenegro.

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