Gedanken für den Tag

von Ewald Nowotny, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank. "Geld und Leben" - 200 Jahre Österreichische Nationalbank. Gestaltung: Alexandra Mantler

Geschichte nach 1918

Der Zusammenbruch der Monarchie nach dem 1. Weltkrieg führte auch zum Ende des einheitlichen Währungsgebietes, zu politischem Chaos und zu einer gewaltigen Inflation im verbleibenden Teil der Monarchie, unserem heutigen Österreich. Erst 1922 konnte die Währung durch eine Anleihe des Völkerbundes stabilisiert werden, historisch übrigens das erste Beispiel einer internationalen Stabilisierungsaktion.

Im Rahmen dieser Aktion wurde 1923 die OeNB neu gegründet und der Schilling als Währung eingeführt. Mit der Finanzhilfe waren freilich strenge Kontrollen durch auswärtige Kommissare verbunden - etwa ähnlich der sogenannten Troika im Griechenland von heute. Das führte zu einer extrem restriktiven Wirtschaftspolitik, deren negative Wirkung durch die Weltwirtschaftskrise 1929 noch massiv verschärft wurde. Österreich hatte zwar eine stabile Währung, aber gleichzeitig Massenarbeitslosigkeit und politische Instabilität. All dies verstärkte die Zweifel an der Lebensfähigkeit Österreichs und trug wohl auch wesentlich zum Verlust der Unabhängigkeit Österreichs im Jahr 1938 bei.

Eine der ersten Maßnahmen der neuen Machthaber war die Eingliederung der OeNB in die deutsche Reichsbank und der Raub der erheblichen Goldreserven. Nach der Befreiung Österreichs, im Jahr 1945, führte die OeNB wieder den Schilling als Währung ein. In der 2. Republik kam es durch Hilfe von außen - v.a. im Rahmen des Marshall-Planes - und vor allem durch eine Politik der politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu raschem Wachstum - zu dem, was man dann das Wirtschaftswunder genannt hat.

Die OeNB hat diese Entwicklung mit ihrer Geldpolitik auch nach dem Wegfall von fixen Wechselkursen unterstützt. Mit der sogenannten Hartwährungspolitik, d.h. der Bindung an die D-Mark, gab die OeNB der Wirtschaft einen klaren Orientierungsrahmen. Damit war Österreich gut gerüstet für Europa und den Euro.

Die Erfolgsgeschichte Österreichs - und damit der OeNB - nach 1945 zeigt, dass manchmal doch aus der Geschichte gelernt wird. Statt zerstörerischen Konflikten gab es nationale und internationale Zusammenarbeit, statt Zweifel an der Lebensfähigkeit Österreichs Einsatz der eigenen Stärken und Bereitschaft zum internationalen Wettbewerb.

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Titel: GFT 160916 Gedanken für den Tag / Ewald Nowotny
Länge: 03:49 min

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Album: BEETHOVEN: DIE FÜNF KLAVIERKONZERTE - Rudolf Serkin
* Rondo, allegro - 3.Satz (00:10:12)
Titel: Konzert für Klavier und Orchester Nr.3 in c-moll op.37
Klavierkonzert
Solist/Solistin: Rudolf Serkin /Klavier
Orchester: Boston Symphony Orchestra
Leitung: Seiji Ozawa
Länge: 01:00 min
Label: Telarc 800615A

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