Orthodoxe Juden

Associated Press

Gedanken für den Tag

von Anita Pollak, Journalistin. "Ein Land steht still" - Jom Kippur in Israel. Gestaltung: Alexandra Mantler

Wieweit soll das Leben in einem modernen Land von der Religion bestimmt werden? In Zeiten des zunehmenden Fundamentalismus stellt sich diese Frage in vielen Teilen der Welt, in Israel spaltet sie das Land und die Gesellschaft jedoch immer mehr.

Jerusalem und Tel Aviv sind geografisch die beiden Pole zwischen Orthodoxie und säkularem Judentum. Die Altstadt um die Klagemauer, ein Gewusel von schwarzen Gewändern und Hüten, der Strand von Tel Aviv mit viel nackter Haut, größer können Gegensätze nicht sein.

Und doch gibt es einen Tag, an dem bisher fast unbestritten, die Religion oder vielleicht auch nur Tradition dieses Land eint. Den Jom Kippur, der gestern Abend zu Ende ging. 25 Stunden lang war Israel, quasi abgeschlossen von der Welt, zum totalen Stillstand gekommen. Flugplätze und Bahnhöfe, einfach alles geschlossen. Geschlossen steht auch immer noch ein Großteil der Bevölkerung zu diesem Tag der Versöhnung und der Sühne. Was immerhin erstaunlich ist.

Vielleicht hängt dieses Phänomen auch damit zusammen, dass es im Judentum keine individuelle Beichte gibt. Das Sündenbekenntnis, ein zentraler Teil der Gottesdienste zu den hohen Feiertagen, ist ein kollektives. Die gesamte betende Gemeinschaft ist darin eingeschlossen. Man betet für sich, aber auch für die anderen, für das ganze Volk Israel.

Viele Israelis sind keineswegs fromm, aber deshalb sind sie nicht völlig ungläubig. Vielleicht denken oder fühlen sie zumindest unbewusst: Wenn wir schon selbst nicht beten, stören wir doch die anderen nicht dabei, zu beten, auch für uns zu beten. Wenn wir schon selbst nicht fasten, quälen wir sie doch nicht mit dem Anblick von Essen und Getränken, während sie hungrig und durstig sind.

Wie dem auch sei. Nach diesem einzigartigen Ausnahmezustand des Jom Kippur erfasst ganz schnell wieder der Alltag des 21. Jahrhunderts das Land.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Alexander Krein/1883 - 1951
Album: ESQUISSES HÉBRAÏQUES: KLARINETTENQUINTETTE ÜBER JÜDISCHE THEMEN
* Andante con anima - 2.Satz (00:02:47)
Titel: Esquisses hébraïques op.12 - für Klarinette und Streichquartett
Anderssprachiger Titel: Hebräische Skizzen
Klarinettenquintett
Solist/Solistin: Dieter Klöcker /Klarinette
Ausführende: Vlach Quartett Prag
Ausführender/Ausführende: Jana Vlachova /Violine
Ausführender/Ausführende: Karel Stadtherr /Violine
Ausführender/Ausführende: Petr Verner /Viola
Ausführender/Ausführende: Mikael Ericsson /Violoncello
Länge: 02:00 min
Label: cpo 9996302 (2 CD)

weiteren Inhalt einblenden