Mann mit "Phonophor" von Siemens & Halske in der 1920er Jahren

APA/obs/Siemens Healthcare Secto

Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Vom Hörrohr zum Minicomputer - Den Klang der Welt wieder verstehen

Hörgeräte sind nach wie vor nicht "in", wie etwa Brillen, die ja zu echten Mode-Accessoires geworden sind. Aber dafür "haben sie es in sich". Die modernen, digitalen Geräte verstärken nicht wie ihre analogen Vorgänger alle Schallquellen gleich, sondern leise Töne stärker als laute. Die Minicomputer sorgen für eine Rückkopplungs- und Störgeräuschunterdrückung, und sie verfügen über mehrere Programme, die das Hören in unterschiedlichen Situationen erleichtern - sei es beim Autofahren, im Theater oder auf einer Party. Und Hörgeräte können sich mittlerweile auch drahtlos über Bluetooth und Funk mit Smartphone oder Fernseher verbinden.

Die Hörhilfen werden aber nicht nur technisch immer ausgeklügelter, sie sind auch weitaus kleiner und unauffälliger als früher. Auch jene, die hinter dem Ohr getragen werden (HDO: Hinter-dem-Ohr-Gerät). Die Im-Ohr-Geräte (IdO) sind winzig und werden im Gehörgang platziert.

Insgesamt sind in Österreich rund 600.000 Menschen von Hörstörungen betroffen, wobei ältere Menschen die größte Gruppe darstellen. Die Altersschwerhörigkeit ist eine so genannte Schallempfindungsschwerhörigkeit, die durch die Zerstörung von Haarzellen im Innenohr zustande kommt. Eine solche Form der Hörstörung ist sehr häufig lärmbedingt, es können aber unter anderem auch ein Hörsturz, eine Infektion (Röteln, Mumps und Co.) oder ein genetischer Defekt die Ursache sein. Eine Schallempfindungsschwerhörigkeit lässt sich meist weder medikamentös noch operativ beeinflussen. Der Funktionsverlust kann jedoch bei vielen Betroffenen durch Anpassung eines Hörgerätesystems gut kompensiert werden. Mit einem Hörgerät werden die noch vorhandenen Sinneszellen stimuliert. Sind zu wenige oder keine mehr vorhanden, kann ein Implantat helfen, das mittels einer Elektrode den Hörnerv stimuliert. Hochgradig schwerhörige Personen gewinnen durch das so genannte Cochlea-Implantat, das in die Gehörschnecke eingebracht wird, ihren Hörsinn zurück.

Bei Personen mit einer mittelgradigen Schwerhörigkeit, für die ein Hörgerät zum Beispiel aufgrund anatomischer Besonderheiten nicht geeignet ist, kann der HNO-Arzt auch ein Implantat in das Mittelohr einsetzen. Für schwerhörige Menschen gibt es heutzutage also eine riesige Bandbreite an Hilfsmitteln. Alleine am Hörgerätemarkt kommt, ähnlich wie bei den Smartphones, alle anderthalb Jahre eine neue Generation heraus. Ca. 3.000 verschiedene Geräte sind zurzeit im Umlauf. Umso wichtiger ist es, sich vom Ohrenfacharzt und vom Hörgeräteakustiker ausführlich beraten zu lassen, welches Hörsystem für einen am optimalsten passt.

Dieses Mal spricht Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger mit seinen Gästen über Hörgeräte, Hörimplantate und darüber, welches System Ihre Bedürfnisse am ehesten erfüllen kann.

Eine Sendung von Mag.a Nora Kirchschlager.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Mag.a Brigitte Slamanig, Hörgeräteträgerin, Präsidentin des Österreichischen Schwerhörigenbunds
Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Christoph Arnoldner, MedUni Wien, AKH, Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten
Dr. Hendrik Husstedt, Deutsches Hörgeräte Institut, Geschäftsführer

Österreichische Schwerhörigen Selbsthilfe
Schwerhörigen-Beratungsstellen
Vereine und Schwerhörigengruppen in Österreich
Uniklinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen Innsbruck
Klinikum Wels-Grieskirchen
Uniklinikum St. Pölten
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Juveniler Hörverlust
Hörgeräte - Infos der Schwerhörigen-Selbsthilfe
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61. Internationaler Hörgeräte-Akustiker Kongress von 19.-21.10.2016

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