Sharia-Konzil in London

AFP/SHAUN CURRY

Europa-Journal

1. Parallel-Justiz in Europa? Scharia-Gerichte in Großbritannien
2. Schweden I: viel Belastung? - weniger Arbeitsstunden!
3. Schweden II: arm im Alter? - sicher nicht!
4. Moskau: die Party ist vorbei

Parallel-Justiz in Europa? Scharia-Gerichte in Großbritannien

Ein Freispruch sorgte vergangene Woche für Aufregung nicht nur in Deutschland: Sieben muslimische Männern waren wegen "Verstoßes gegen das Uniformverbot" angeklagt, nachdem sie mit orangen Warnwesten mit der Aufschrift "Sharia Police" durch Wuppertal marschiert waren. Die Staatsanwaltschaft hat Berufung gegen die Freisprüche angekündigt. Hat das uralte islamische Rechtssystem der Scharia längst Einzug in Europa gehalten? Gibt es innerhalb von Migrantengruppen eine Art Paralleljustiz? In Großbritannien existieren bereits seit den 1980ern - ganz offiziell - sogenannte "Scharia-Räte". Neben Geldstreitigkeiten zwischen Mitgliedern der muslimischen Community befassen sich die Korangelehrten vor allem mit Familienrecht, zum Beispiel wenn muslimische Frauen sich scheiden lassen möchten. Doch häufig verletzen diese Rechtssprüche fundamentale Frauenrechte, kritisieren Aktivistinnen. Die jemenitisch-schweizerische Politikwissenschaftlerin Elham Manea hat für ihr Buch "Women and Shari'a Law" jahrelang die britischen Scharia-Gerichte erforscht, kürzlich war sie zu Gast in Wien und hat an einer Diskussionsveranstaltung des Instituts für Islamische Studien der Universität Wien teilgenommen. Ulla Ebner war für das Europa-Journal dabei und hat mit Elham Manea gesprochen.


Schweden I: viel Belastung? - weniger Arbeitsstunden!

In Schweden suchen Gesellschaft und Regierung fast schon traditionell nach Modellen, die Arbeitszeit, Freizeit und Familie möglichst gut vereinbaren. Vieles klingt logisch - so sollen zum Beispiel Menschen in besonders aufwendigen oder anstrengenden Berufen weniger arbeiten dürfen. Krankenschwestern zum Beispiel, operierende Ärzte, aber auch Mechaniker oder Kumpel unter Tag. Aber wie schaut das dann mit der Bezahlung aus? Weniger Arbeit bei vollem Lohnausgleich ist das Ziel, und das wird jetzt in einem Göteborger Altersheim modellhaft umgesetzt. Erste Ergebnisse sind vielversprechend. Die Arbeitszufriedenheit ist gestiegen, die Kosten vergleichsweise gering, und offenbar passt es für alle Beteiligten gut. Nikolai Atefie war in Göteborg unterwegs.


Schweden II: arm im Alter? - sicher nicht!

Neben neuen Arbeitszeitmodellen hat Schweden auch sein Pensionssystem völlig umgestellt. Seit fast zwanzig Jahren gibt es drei sogenannte Pensionssäulen - die staatliche Pension, eine Betriebspension und eine private, freiwillige. Für Generationen, die innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahrzehnte in Pension gehen, wird dieses Modell noch gut funktionieren. Aber angesichts neuer Beschäftigungsverhältnisse und immer weniger fix Angestellter in den großen Firmen, für die in den Pensionstopf eingezahlt wird, macht sich bei jungen Schweden langsam die Sorge breit, wovon sie leben werden, wenn sie einmal so alt sind wie ihre Eltern und Großeltern heute. Carsten Schmiester über das schwedische Pensionsmodell und seine Lücken.


Moskau: die Party ist vorbei

Die Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland haben gravierende Auswirkungen. Der Rubel ist praktisch nichts mehr wert, westliche Waren sind verboten oder unerschwinglich, und auch das berühmte Moskauer Nachtleben ist nur mehr ein Schatten seiner selbst. Gourmet-Restaurants und elegante Bars sperren zu, Baden in Champagner oder teure Lokalrunden sind Geschichte, weil Geschäfstleute aus dem Westen ebenso wegbleiben wie die reichen russischen Oligarchen. Hunderte Kellner, Köche und sonstige Arbeiter im Vergnügungsgeschäft stehen auf der Strasse und reihen sich in die langen Schlangen derer, die um Lebensmittel oder Unterstützung bei der Armenausspeisung anstehen. Und so ist Moskau in diesem Winter wieder fast so grau wie zu Zeiten der Sowjetunion, berichtet Sabine Stöhr.

Moderation: Agathe Zupan

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