Vandalenszene, Buchcover-Ausschnitt

VERLAG KLETT-COTTA

Betrifft: Geschichte

Blinde Zerstörer oder kultivierte Eroberer? Die Vandalen im Licht neuer Forschungen. Mit Roland Steinacher vom Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.
Gestaltung: Hanna Ronzheimer

Sie gelten als zerstörungswütige, unkultivierte Plünderer: die Vandalen, ein Zusammenschluss von Völkern und Stämmen, der zwischen dem ersten und dem sechsten Jahrhundert durch Europa gezogen ist.

Anfänglich selbst auf der Flucht vor den Hunnen zogen sie auf dem Land- und Seeweg herum, machten sich mit Eroberungen und Versklavungen einen Namen und gelangten schließlich bis nach Afrika, wo sie eine blühende Landschaft mit rund zwei Millionen Einwohnern unter ihre Kontrolle brachten. Im Jahr 455 eroberten und plünderten die Vandalen auch Rom. Noch heute steht der Begriff des Vandalismus vor allem für "Kulturschändung". Neuere Forschungen stellen diese Bevölkerungsgruppe allerdings in einem anderen Licht dar. Nicht unzivilisierte Plünderer, sondern eher Eroberer mit viel politischem Kalkül seien sie gewesen. Vor allem ihre Reichsbildung in Afrika stellt wissenschaftlich gesehen einen spannenden Testfall dar für Möglichkeiten und Grenzen der Herrschaft eines ethnischen Verbandes.

Zu ihrem besonders schlechten Ruf kamen die Vandalen übrigens erst im 18. Jahrhundert, also über tausend Jahre nach dem Niedergang ihres hoch entwickelten Königreiches in Afrika. Im Frankreich der Revolutionszeit erschuf man mit dem Begriff des Vandalismus neue Märtyrerlegenden und Wundergeschichten der Spätantike und des frühen Mittelalters.

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