Gedanken für den Tag

Johanna Schwanberg über Frida Kahlo

"Leidenschaft, Schmerz und Kunst" - Zum 110. Geburtstag der Malerin Frida Kahlo spricht die Direktorin des Dom Museum Wien, Johanna Schwanberg, über die Vermittlerin zwischen zwei Kulturen, die Fragen aufwarf, die heute aktueller denn je sind. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Für viele Frauen, besonders für Künstlerinnen, ist Frida Kahlo in den letzten 20 Jahren zur Identifikationsfigur schlechthin geworden. Spätestens seit 2003 und dem Hollywoodfilm "Frida" mit Salma Hayek in der Hauptrolle wurde die Malerin weltweit zum Symbol der unbeugsamen Frau, die sich von der damaligen mexikanischen Machogesellschaft nicht unterkriegen ließ.

Spannend ist Kahlo vor allem deshalb, da sie im Leben wie in der Kunst herkömmliche geschlechtsspezifische Normen radikal in Frage stellte. Und das mehr als 30 Jahre vor den Frauenbewegungen der 1970er Jahre.

In ihrem Frühwerk zeigte sich die Malerin gerne in traditionellen Frauenrollen - etwa als Gattin des berühmten Wandmalers Diego Rivera. Ab 1932 begann sie die beengende Rolle, die Frauen in der mexikanischen Gesellschaft zugeteilt war, zu verwerfen. Stattdessen suchte sie in Bildern nach subversiven und alternativen Identitäten. In Tagebüchern und Briefen bezeichnete sich Kahlo, die das Maskieren und Verkleiden ihrer Person zum wesentlichen Bestandteil ihrer Kunst erklärte, als "Verbergungskünstlerin".

In "Selbstbildnis mit abgeschnittenem Haar" aus dem Jahr 1940, malte sich Kahlo als androgynes Wesen. Zu sehen ist eine sitzende Frau mit kurzen schwarzen Haaren in einem viel zu großen Männeranzug. In der einen Hand hält sie eine Schere, in der anderen einen abgeschnittenen Zopf. In das Ölbild hat Kahlo Text und Noten eines Liedes eingefügt, in dem eine offensichtlich männliche Stimme sagt: "Ich habe dich geliebt nur wegen deiner Haare. Jetzt bist du kahl, und deshalb liebe ich dich nicht mehr."

Um ihrer selbst willen wollte die Malerin geliebt werden - nicht ihrer äußeren Erscheinung wegen. Ein Anliegen, das in Zeiten zunehmender Schönheitsoperationen noch immer Manifestcharakter hat.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Elliot Goldenthal/geb.1954
Vorlage: Hayden Herrera
Gesamttitel: FRIDA / Original Filmmusik
Titel: Self portrait with hair down/instr.
Untertitel: MUSIC FROM THE MOTION PICTURE SOUNDTRACK
Leitung: Stephen Mercurio
Orchester: Filmorchester
Ausführender/Ausführende: Francisco "Pancho" Navarro /Gitarre
Länge: 02:00 min
Label: DG/Universal Classics 4741502

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