Franz Helm über Erzbischof Oscar Romero

19. August 2017, 06:56

Erzbischof Romero sah den Grund für die schrecklichen Zustände in El Salvador in der idolatria, dem Götzendienst. Die Götzen waren für ihn aber nicht irgendwelche Statuen oder Standbilder. Die Götzen im El Salvador der Zeit von Erzbischof Romero waren der Landbesitz, das Geld, die Macht, der Einfluss, das Ansehen. Romero war der Meinung, dass die herrschende Oligarchie diese falschen Götter anbetete. Die Verehrung dieser Götzen führte dazu, dass das Volk unterdrückt und bis zum Letzten ausgequetscht wurde. Sie führte zum Tod des Volkes. Dieser todbringenden Idolatrie setze Romero die Botschaft vom Gott des Lebens entgegen. Unermüdlich rief er dazu auf, den falschen Göttern abzuschwören und sich dem wahren Gott zuzuwenden, der Leben in Fülle für alle seine Kinder will. Romero war überzeugt: Nur diesem wahren Gott, dem Gott des Lebens gegenüber, war der Mensch zum Gehorsam verpflichtet.

Zugleich hörte Romero den Schrei des Volkes, das er auch als "gekreuzigtes Volk" bezeichnete. Sein Glaube an Gott und seine Liebe zum Volk veranlassten ihn am 23. März 1980 zu einem mutigen Schritt. Bei seiner Predigt in der Kathedrale rief er den Soldaten zu: "Brüder! Ihr tötet eure Brüder, die Campesinos. Aber wichtiger als der Befehl eines Menschen, jemand zu töten, ist das Gesetz Gottes: Du sollst nicht töten! (.) Im Namen Gottes und im Namen dieses leidenden Volkes (.) ersuche ich euch, bitte ich euch, ja befehle ich euch: Im Namen Gottes, hört auf mit der Repression!"

Das war sein Todesurteil. Am nächsten Tag, dem 24. März 1980, wurde er während der Feier der Heiligen Messe erschossen.

Erzbischof Oscar Arnulfo Romero ist ein Märtyrer des Glaubens an einen Gott, der nicht den Tod, sondern das Leben für alle will. Dafür hat er sein Leben eingesetzt, und dafür hat er es hingegeben.

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• Alexandra Mantler