Gedanken für den Tag

Ingrid Pfeiffer über Pfingsten

"Mir geht ein Licht auf". Jenes Ereignis, das aus verängstigten Jüngern mutige Glaubensverkünder gemacht hat, gilt als Geburtsstunde des Christentums, erzählt die Germanistin und Kunsthistorikerin Ingrid Pfeiffer. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind. Im Märchen von Hänsel und Gretel antworten die beiden Kinder damit schlagfertig auf die Frage der bösen Hexe, wer sich denn da an ihrem Haus zu schaffen mache.

Der Wind, als Bote von oben, ein Abgesandter von weit her, der mit seinem Brausen etwas anzeigt, etwas bringt. Die Natur hilft zu verstehen, nicht nur als Symbol, sie zeigt im rechten Sinn des Wortes, dass etwas los ist. Nicht zufällig heißt es: Naturgewalten oder gar Urgewalten der Natur.

Dafür muss ich mir keine Katastrophen ins Gedächtnis rufen. Ich denke an eine Straßenszene mitten in der Stadt. Wie die Menschen stehenbleiben, wie sie um sich und in den Himmel schauen, ihre Bewegungen, alles verändert sich augenblicklich. Das ist aufregend und schön, aber es liegt auch Beunruhigung in der Luft. Ist es Spannung, Vorfreude, Befürchtung?

Immer noch spreche ich von gemäßigten Erscheinungen, wie sie die Jahreszeiten in unseren Breiten mit sich bringen. Trotzdem und sogar hier kommt mit dem Wind die Frage auf, ob, wenn der Sturm sich gelegt hat, vieles, alles, vielleicht das Wichtigste anders sein wird? Und wie? Sich darauf einzustellen, ist unmöglich. In diesen Augenblicken des Erwartens bleibt alles ungewiss.

Während es vom Himmel her braust und tost, gilt es still zu halten, alle Sinne anzuspannen, um nichts zu versäumen. Der Wind, dieses himmlische Kind, versetzt in Wachsamkeit für das Kommende.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Urheber/Urheberin: Johann Sebastian Bach
Titel: Partita Nr. 1, B-Dur, BWV 825
* Präludium (00:01:49) - tw. 2x gespielt
Ausführender/Ausführende: Angela Hewitt
Länge: 01:49 min
Label: Hyperion Records CDA 67191/2 LC 7533

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