Ö1 Kunstsonntag: Überblick

Unter dem Pflaster der Strand! Am Strand der Protest!

Gestern Abend sind in Cannes die 71. Internationalen Filmfestspiele mit der Verleihung der Goldenen Palme zu Ende gegangen. Ausgezeichnet wurde der japanische Regisseur Hirokazu Kore-Eda für sein Familiendrama "Shoplifters". Mit einem Sonderpreis wurde ein Altmeister des französischen Kinos ausgezeichnet, der vor genau 50 Jahren, im Mai 1968 also, maßgeblich daran beteiligt gewesen ist, dass die Filmfestspiele 1968 abgebrochen werden mussten. Zum ersten und letzten Mal in der Geschichte des Filmfestivals.
Jean Luc-Godard appellierte 1968 bei einer legendären Pressekonferenz in Cannes an die Filmbranche, sich mit den protestieren Studenten und Arbeiten zu solidarisieren müsse. Es sei nicht die rechte Zeit, um über Close-Ups und Montage zu diskutieren, Kollege Francois Truffaut legt nach: Es sei lächerlich, so Francois Truffaut, das Festival nicht abzubrechen. Am 19. Mai 1968 ging das Filmfestival in Cannes zu Ende - ohne große Abschlussgala und ohne Verleihung der Goldenen Palme. Frankreich befand sich Anfang Mai 1968 im Aufruhr: In Paris gingen die Studenten auf die Straße, um gegen die Regierung de Gaulle zu demonstrieren, der Protest gegen den Vietnam Krieg strebte seinem Höhepunkt zu. In Frankreich sprang der politische Funke von den Studenten auf die Arbeiterschaft über. Als das Festival in Cannes im Mai 1968 in seine zweite Woche ging, waren rund drei Millionen Arbeiter im Streik. Filmkolumnist Benno Feichter beschäftigt sich am heutigen Kunstsonntags damit, wie die Studentenproteste 1968 den traditionsreichen Festivaldampfer in Cannes vom Kurs abgebracht haben.
Wir richten unseren Blick aber nicht nur in die Vergangenheit. Wir beschäftigen und auch mit dem Jetzt und Hier. Bereits zum zweiten Mal findet heuer das "Hyperreality-Festival" , das sich der avancierten Clubkultur widmet, im Rahmen der Wiener Festwochen statt. Die beiden Hyperreality- Kuratoren Marlene Engel und Bernhard Staudinger sind heute in "Zeitton Extended" zu Gast. Mit im Gepäck haben sie Musik von jenen Acts, die ab kommenden Donnerstag im F23, einer ehemaligen Sargfabrik im 23. Bezirk, auftreten werden.

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