Ingmar Bergman, 1960

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Radiokolleg

Radiokolleg - Kino ohne Gott

Wie Ingmar Bergman den Kunstfilm revolutionierte (4). Gestaltung: Günter Kaindlstorfer

Es waren die großen, existenziellen Fragen, die den schwedischen Kinomagier Ingmar Bergman umgetrieben haben - die Frage nach Gott, nach dem Ursprung des Bösen, nach dem Sinn des menschlichen Daseins. Im Interview mit Elfriede Jelinek hat der Pastorensohn aus Uppsala Mitte der 1970er Jahre die Summe seiner obsessiven Gottessuche gezogen: "Wir haben etwas Göttliches in uns", philosophierte der Regisseur damals im Gespräch mit der österreichischen Dichterin, "aber da draußen ist kein Gott. Als ich das begriff, als ich verstand, dass da oben niemand ist, der mich beobachtet, war das ein schönes Gefühl. Ich fühlte mich plötzlich geborgen. Ich hatte ja vorher immer Angst gehabt vor diesem Herrn da oben".

Mit Filmen wie "Wilde Erdbeeren", "Das Schweigen", "Szenen einer Ehe" und "Fanny und Alexander" hat Ingmar Bergman Kinogeschichte geschrieben. Zu den Markenzeichen des grüblerischen Schweden gehörte eine konzentrierte Bildsprache mit suggestiven Lichteffekten und einem oft abrupten Wechsel zwischen extremen Nahaufnahmen und Totalen. Mitte der 1990er-Jahre wurde Ingmar Bergman von einer Jury, bestehend aus prominenten Filmemachern, zum "besten Filmregisseur aller Zeiten" gewählt - eine Wahl, die heute vermutlich nicht anders ausfallen würde.

Kritiker und Publikum haben zu Lebzeiten Bergmans vor allem das Düstere in dessen Filmen gesehen. Ingmar Bergman - das stand als Chiffre für anspruchsvolle, Filme in asketischem Schwarz-Weiß, in denen sich zerquälte, innerlich zerrissene Figuren auf Sinnsuche in einer Welt ohne Frohsinn und heitere Ausgelassenheit begaben. Dabei gibt es durchaus auch humorvolle Motive in Bergmans Werk. Komödien wie "Lektion in Liebe" und "Das Lächeln einer Sommernacht" künden von der anderen, lebenszugewandten Seite des großen Filmemachers.

Service

Ingmar Bergman: Laterna Magica. Mein Leben, Alexander-Verlag 2003

Kristina Jaspers und Nils Warnecke (Hrsg.): Ingmar Bergman. Von Lüge und Wahrheit, Bertz + Fischer 2011

Nils Warnecke, Rüdiger Zill und Kristina Jaspers (Hrsg.): Wahre Lügen. Bergman inszeniert Bergman, Bertz + Fischer 2012

Alle in der Sendung verwendeten Film-Originaltöne sind aus dieser Ingmar Bergman Edition

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