Medizin und Gesundheit
Anders muss nicht immer gut sein
Alternative Ernährungsformen - Worauf Sie achten sollten
26. Juli 2018, 16:05
Alternative Ernährungsformen boomen seit Jahren. Im Gegensatz zu Diäten erheben sie den Anspruch auf dauerhafte Praktizierbarkeit und Gesundheitsförderung. Doch viele können dieses Versprechen nicht halten.
Die Gründe, sich für eine alternative Ernährungsform zu entscheiden, sind vielfältig. Neben gesundheitlichen Überlegungen sind es vor allem ethische Bedenken dem Töten von Tieren gegenüber sowie ökologische und ökonomische Aspekte der Lebensmittelverarbeitung.
Dauerbrenner vegetarisch und vegan
Das Angebot an alternativen Ernährungsformen ist mittlerweile vielfältig. Vielen gemeinsam ist der Verzicht auf Fleisch. Den Klassiker unter den alternativen Ernährungsformen stellt der Vegetarismus dar. Während die lakto-vegetarische Ernährung Milch und die ovo-lakto-vegetarische Ernährung Milch und Eier erlaubt, verzichten die Veganer auf alle tierischen Produkte.
Hohe Ernährungskompetenz erforderlich
Damit eröffnet sich bereits ein großes Problem einseitiger alternativer Ernährungsformen - nämlich ein möglicher Mangel an lebensnotwendigen Vitaminen und Nährstoffen. Vegetarismus ist diesbezüglich als unproblematisch zu betrachten. Veganer hingegen können einen Vitamin B12-Mangels entwickeln. Vitamin B12 ist ausschließlich in tierischen Produkten zu finden. Alternative Ernährungsformen erfordern also häufig eine hohe Ernährungskompetenz, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.
Gesundheitliche Gefährdung
Lakto-vegetabile Schwerpunkte weisen beispielsweise auch die Ayurveda-Ernährung und die Fünf-Elemente-Ernährung der TCM auf, die sich an unterschiedlichen Menschentypen orientieren.
Einen wieder entdeckten Trend stellt Low-Carb dar - ursprünglich als Atkins-Diät bekannt geworden. Fett und Eiweiß sind dabei uneingeschränkt erlaubt, während auf Kohlenhydrate mehr oder weniger verzichtet wird. Für rasches Abnehmen zwar geeignet, birgt diese Ernährung neben anderen Mangelerscheinungen vor allem aufgrund des hohen Fettgehalts Gefahren für das Herz-Kreislaufsystem. Ähnlich wie Low-Carb funktioniert die Paleo-Ernährung, auch Steinzeiternährung genannt.
Gekocht oft besser als roh
Die meisten alternativen Ernährungsformen sind also alles andere als unumstritten - häufig fehlt für einen gesundheitlichen Benefit überhaupt der wissenschaftliche Nachweis.
Dies gilt beispielsweise auch für die Trennkost und die Rohkosternährung. Bei letzterer wird ins Treffen geführt, dass gewisse Mikronährstoffe wie Carotinoide für den Körper besser verfügbar sind, wenn sie vorgespalten, also gegart sind.
Bewusst und mit Genuss essen
Schon eher als positiv wird von ernährungswissenschaftlicher Seite das Clean-Eating betrachtet, das frische und vor allem unverarbeitete Lebensmittel mit viel Obst und Gemüse verwendet. Zucker, Weißmehl und raffinierte Produkte sollen vermieden werden. Dies liegt im Trend, den die Ernährungswissenschaftlerin Prof.in Petra Rust befürwortet. Nämlich sich seiner Ernährung und deren gesellschaftlicher Relevanz wieder mehr bewusst zu werden, und den Genuss im Essen wieder zu erkennen.
Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner und Dr. Christoph Leprich.
Moderation: Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.
Haben Sie persönlich Erfahrung mit alternativen Ernährungsformen?
Welche alternative Ernährungsform halten Sie für gesund?
Welche alternative Ernährungsform halten Sie für ungesund?
Hatten Sie jemals negative gesundheitliche Folgen durch eine alternative Ernährungsform?
Können Sie sich vorstellen, dauerhaft auf eine alternative Ernährungsform umzusteigen?
Service
OÄ Dr.in Johanna Brix
FÄ für Innere Medizin mit Zusatzfach Endokrinologie und Stoffwechsel, Leiterin der Adipositasambulanz, 1. Medizinische Abteilung mit Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie, Krankenanstalt Rudolfstiftung
Juchgasse25
A-1030 Wien
Tel. +43/(0)1/71165-72167
E-Mail
OÄ Brix
Ass.-Prof.in Mag.a Dr.in Petra Rust
Ernährungswissenschaftlerin, Department für Ernährungswissenschaften, Universität Wien, im Verband der Ernährungswissenschaftler Österreichs sowie im wissenschaftlichen Beirat des Fonds Gesundes Österreich
Department für Ernährungswissenschaften
Universität Wien
Althanstraße 14
A-1090 Wien
Tel. +43/(0)1/4277-54920
E-Mail
Ass.-Prof.in Rust
Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)
Verband der Ernährungswissenschaftler Österreichs (VEÖ)
Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin (OAIE)
Vegane Gesellschaft Österreich
Spektrum.de: Alternative Ernährungsformen
gesundheit.at: Alternative Ernährungsformen
Claus Leitzmann, Markus Keller, Andreas Hahn, "Vegetarismus: Grundlagen, Vorteile, Risiken", C.H. Beck, 2. Aufl. 2012
Sven-David Müller, "Alternative Ernährungsformen und Außenseiterdiätkostformen: Alternative Kostformen, Fasten, Heilfasten, Trennkost - kritisch betrachtet", GRIN-Verlag 2011
Stefan Rougenard, "Low Carb - was ist dran?: Kohlenhydratarme und "ketogene" Ernährung kritisch betrachtet", Verlag: BookRix 2017