ORF/HANS LEITNER
Radiogeschichten - Neue Literatur aus Österreich
Museumsreifer Mann mit Meisterwerken
"Immerjahn" von Barbara Zeman. Es liest Michaela Willig. Gestaltung: Michaela Frühstück.
5. April 2019, 11:05
Gotthold Immerjahn ist Mitte fünfzig, schwerreich und auf unentschlossener Suche nach einem erfüllten Leben. Der Erbe einer durch Zement vermögend gewordenen Familie investiert in Gemälde, vornehmlich in Meisterwerke der klassischen Moderne. Eine kunstsinnige Strategie, die sein immenses Vermögen mindern und seine Seele nähren soll. Er möchte die Mies van der Rohe-Villa, in der er mit Frau und Sohn wohnt, zum Museum umgestalten und darin seine beeindruckende Gemäldesammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen. Doch die Vorbereitungen verzögern sich, gleichen dem Mäandern, mit dem Immerjahn durch sein Leben streift.
Fern literarischer Moden schreibt Barbara Zeman ihren Debutroman, der satt ist an nie gehörten Erzählungen und feinem Humor. Die Autorin führt in Leere und Verstrickungen einer absurd reichen Welt und sie tut dies in einer Sprache, die dem traditionsverbundenem Milieu des Protagonisten entspricht. Zemans Stil zeichnet sich durch poetische Klarheit und eine ausgeprägte Furchtlosigkeit vor Schachtelsätzen aus.
Barbara Zeman lebt und schreibt in Wien und in Eisenstadt. Die 37-jährige Burgenländerin hat Geschichte studiert und viele Jahre lang als Frühstücksköchin in einem Wiener Café gearbeitet. 2012 wurde sie mit dem Wartholz Literaturpreis und mit dem Literaturpreis des Landes Burgenland ausgezeichnet.
Service
Barbara Zeman, "Immerjahn". Hoffmann und Campe, 2019
