Künstlerisch gestaltetes Lichtzeichen

APA/HANS PUNZ

Radiokolleg - Jüdische Nachbarn

Nähe und Differenz (2). Gestaltung: Christian Schüller

Wer weiß schon, dass ein jüdischer Fußballverein einst österreichischer Meister wurde? Oder dass das Fiakerlied, wie viele andere Wienerlieder, von einem Juden geschrieben wurde? Wer kennt die jüdischen Bergsteiger, die sich im österreichischen Alpenverein engagierten, solange sie dort geduldet waren?

Wie nahe Juden und Nicht-Juden vor der Shoah in Österreich zusammenlebten und arbeiteten, scheint heute nur wenigen bewusst zu sein. Seit dreißig Jahren versucht das Jüdische Institut für Erwachsenenbildung eine Brücke zu bauen, um Juden und Nicht-Juden einander wieder näher zu bringen. Sprachkurse in Jiddisch und Hebräisch, Singgruppen, Kochworkshops und Diskussionen über historische und aktuelle Themen sprechen eine wachsende Zahl von Interessierten an.
Immer wieder staunen Kursteilnehmer darüber, wie viele Unterschiede und Variationen jüdische Kultur zu bieten hat. So ist das Jiddische nur eine der Sprachen, die Juden auf ihrer erzwungenen Wanderschaft von Land zu Land entwickelt haben. Im Jiddischen mischen sich Deutsch, Russisch und Hebräisch. Aber auch aus dem Arabischen und aus dem Spanischen sind jüdische Literatur-Sprachen hervorgegangen. Und auch Persisch ist seit Jahrtausenden eine Sprache der Juden geblieben. Gewürze und Geschmäcker aus vielen Regionen haben in die jüdische Küche Eingang gefunden, und die jüdische Musik mischt Klangfarben aus unterschiedlichen Weltgegenden.
In Österreich leben heute etwa siebentausend Juden, die meisten davon in Wien. Ihre Beziehungen zu Tradition und Gegenwart, Religion und Politik sind sehr unterschiedlich. Nicht alle finden es wichtig, Wissen über jüdische Kultur zu verbreiten. Manche sehen darin aber die einzige Möglichkeit, dem alten und neuen Antisemitismus zu begegnen. Den Einen ist es ein großes Anliegen, ihren Kindern jüdische Identität zu vermitteln. Andere sehen Identität als etwas, das sich in der heutigen Zeit nicht mehr eindeutig bestimmen lässt.

Christian Schüller hat nachgefragt, wie Jüdinnen und Juden Nähe und Differenz zu ihren nicht-jüdischen Nachbarn erleben.

Service

Alejchem, Scholem, Tewje, der Milchmann, Manesse Verlag

Alejchem, Scholem, Panik im Schtetl, Geschichten aus Kasrilewke, Marix Verlag

Berczeller, Richard: Verweht, Edition Rötzer

Charim, Isolde, Ich und die Anderen, Zsolnay

Cohen, Chaim, Der Prozess und Tod Jesu aus jüdischer Sicht, Suhrkamp

Deutscher, Isaac, Der nicht-jüdische Jude, Rotbuch Verlag

Diner, Dan, Das Jahrhundert verstehen, Luchterhand

Eisenberg, Paul Chaim, Das ABC vom Glück, Jüdische Weiseheiten, Brandstätter Verlag

Katznelson, Jitzchak, Das Lied vom letzten Juden, Edition Hentrich

Herz-Kestranek, Kaiser, Strigl (Hg.) In welcher Sprache träumen Sie, Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft

Much, Theodor, Faszination Judentum, LIT Verlag Wien

Nirenberg, David, "Jüdisch als politisches Konzept", Wallstein Verlag

Polleross, Josef, Heute - Jüdisches Leben in Wien, Metroverlag

Rabinovici, Doron, Christian Heilbronn (Hg.) Neuer Antisemitismus? Suhrkamp

Bohlmann, Philip, Jewish Music and Modernity, Oxford University Press

Carroll, James, Constantine's Sword, The Church and the Jews, Houghton Mifflin Company

Elukin, Jonathan, Living together - living apart, Princeton University Press

Jill-Levine, Brettler, The Jewish Annotated New Testament, Oxford University Press

Karlen, Neal, The Story of Yiddish - How a mish-mosh of languages saved the jews, Harper

Katz, Dovid, Words on Fire - the unfinished story of Yiddish, Basic Books

Michels, Tony, Fire in their hearts, Yiddish Socialists in New York, Harvard

Pinsker, Shachar, A Rich Brew - How Cafés Creates Modern Jewish Culture, New York University Press

Weinstein, Miriam, Yiddish - A nation of words, Ballantine Books

Wine, Sherwin, A provocative People, International Institute for Secular Humanistic Judaism

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