Radiokolleg - Lexikon der österreichischen Popmusik

4. März 2020, 09:45

Klitclique - Feministischer Battlerap mit ironischen Hasenohren
Klitclique ist das etwas andere feminine Hip Hop-Duo: Die Rapperinnen G-Udit und $chwanger haben zwar einen derben Vulgärsound genauso drauf wie Yung Hurn, doch eben auf der anderen Seite der Genderbarriere und mit einer anderen Intention. Hier geht es nicht darum, drogenverseuchte Jugendliche zu bespaßen, sondern als disruptives Element - der Psychoanalytiker Jacques Lacan würde sagen: als Objekt klein a - den Kunstmarkt und seine oft hohlen Rituale aufzumischen.

Kein Wunder, sind doch beide Musikerinnen Absolventinnen der Akademie der Bildenden Künste, die ihr Projekt eher als Konzeptkunst betreiben, denn als Popformat. Gabattled wird bei der Klitclique zwar auch heftig, doch die Objekte ihrer Verbalattacken, die auch in Adoration umschlagen können, sind eben nicht Szenefiguren, die ihre Nase in den Kessel mit dem Zauberpulver gesteckt haben, sondern historische Künstlerfiguren wie Pi-Pi-Pi-Picasso oder Maria Lassnig, die als "Karriere Bitch" oder "Gangstermalerin" bezeichnet wird.
All dies zu schleppenden Trap-Beats und mit viel Autotune aufgehübscht. Voll der Sound der Zehnerjahre und trotzdem in seiner strategischen Unbeholfenheit ein wenig neben der Szene stehend. Beziehungsweise eine eigene Szene begründend: Zu der zählt neben der Schriftstellerin Stefanie Sargnagel auch die in den letzten Jahren mit feministischen Aktionen auffällig gewordene Burschenschaft Hysteria. Klitclique nennen ihr nach mehreren Jahren Anlaufzeit 2019 endlich veröffentlichtes Debütalbum "Schlecht im Bett, gut im Rap". Man kann dies als Witz nehmen oder als Euphemismus. Jedenfalls zeigt es wie die drauf sind. Und wie sie den Kunstmarkt sehen: "Dein Galerist kauft dir Kokain / damit du schneller stirbst"
Gestaltung: Thomas Miessgang
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