Peter Heise: "Drot og Marks" ("König und Marschall")

14. März 2020, 19:30

"Hätte Johannes Brahms eine Oper komponiert, so spätromantisch schwer, doch transparent, melancholisch dunkel hätte es klingen können. Und auch das amourös zugespitzte Sujet hätte ihm gefallen. Vor dem geschichtlich determinierten Hintergrund entfaltet sich eine Privatgeschichte, obwohl alle Figuren auch Funktionsträger sind." So hat der renommierte Opernrezensent Manuel Brug in der Zeitung "Die Welt" über eine neue Produktion der Oper "Drot og marsk" ("König und Marschall") von Peter Arnold Heise im vergangenen Frühjahr an der Königlichen Oper von Kopenhagen berichtet.

Es handelt sich dabei um ein zentrales Werk der - sieht man einmal von der gelegentlich auch im deutschen Sprachraum aufgeführten Oper "Maskarade" von Carl Nielsen ab - in unseren Breiten kaum bekannten dänischen Opernliteratur, uraufgeführt 1878 in Kopenhagen. Im Mittelpunkt des hochromantischen Werks mit mittelalterlicher Handlung steht der dänische König Erik V. (1249-1286), ein Frauenheld, der sich zuerst in das junge Köhlermädchen Aase verliebt und es mit auf sein Schloss nimmt, die junge Frau dann aber schnellentschlossen sitzen lässt, als der Marschall Stig Andersen seine Frau dem Herrscher zum Schutz unterstellt, während er ins Feld ziehen muss; die schöne Ingeborg wird vom König entehrt. Um den schändlichen Treuebruch zu rächen, wird der König in eine Falle gelockt und vom Marschall erdolcht.

Dieser Königsmord ist geschichtlich belegt, in der Historie konnte aber die Identität der Mörder nie geklärt werden, was zu einer reichen Legendenbildung geführt hat. Der dänische Dichter Carsten Hauch hat die Geschichte 1850 auf die Schauspielbühne gebracht. Auf seinem Stück basiert wiederum das von Christian Richardt verfasste Libretto, das Peter Arnold Heise kurz vor seinem frühen Tod vertont hat.

Heise, 1830 in Kopenhagen geboren und 1879 in Taarbæk (heute Teil der dänischen Hauptstadt) verstorben, hätte eigentlich Rechtswissenschaften studieren sollen, wandte sich dann aber der Musik zu. Für seine Ausbildung in diesem Bereich war er in den frühen 1850er Jahren auch nach Leipzig gekommen; Studienreisen führten ihn mehrmals nach Italien und Frankreich.

Prägend war für Heise aber auch das musikalische Schaffen seines Landsmanns Niels Wilhelm Gade. Schon in jungen Jahren hat Heise Hunderte von Volksliedern seiner Heimat gesammelt - und sich später selbst einen Namen als einer der bedeutendsten Liedkomponisten seines Landes gemacht. Doch nicht nur Lieder - angeblich mehr als 300 an der Zahl - hat er komponiert, sondern auch Kammermusik in unterschiedlichen Besetzungen, Kantaten, Bühnenmusiken, orchestrale Werke, ein Ballett, ein Singspiel - und eben die große, romantische, tragische Oper in vier Akten König und Marschall.

Text: Michael Blees

Sendereihe

• Opernabend

Gestaltung

• Chris Tina Tengel