Passagen

Der Krieg, die Lüge und das Überleben
Die Darstellung menschlicher Existenz in schonungsloser Offenheit bei den Schriftstellern Imre Kertesz und Aleksandar Tisma
Von: Gerhard Moser & Robert Weichinger

Sie entstammen beide derselben Generation. Sie kommen beide aus der Region, die in Politikerreden so gerne als "Mitteleuropa" bezeichnet wird. Sie haben beide - auf völlig unterschiedliche Weise - Krieg, Vertreibung und Vernichtung erlebt und überlebt. Unabhängig voneinander haben beide ihre Verletzungen und Traumata - zugleich die eines Jahrhunderts - protokolliert und aufgearbeitet. "Was ist das, was in uns lügt, mordet, hurt und stiehlt", fragt Georg Büchners 'Danton'.

Ein Satz, der wie maßgeschneidert die monströsen Opfer-Täter-Rollen- spiele eines Aleksandar Tisma bezeichnet. Imre Kertesz gibt sich mit diesem fatalistischen Ansatz nicht zufrieden: Für das Böse gibt es immer eine vernünftige Erklärung, lautet seine Überzeugung. Und doch - was beide Schriftsteller verbindet, ist die Darstellung menschlicher Existenz in schonungsloser Offenheit. Willensfreiheit, Gerechtigkeit und Moral - die Tugenden einer bürgerlichen Gesellschaft - sind ein für alle Mal auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs und in den Krematorien der Vernichtungslager zugrunde gegangen.

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