Arbeitslose demonstrieren vor der Oper

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Radiokolleg - Tanz auf dem Vulkan

Die goldenen 1920er-Jahre (4). Gestaltung: Michael Liensberger, Robert Weichinger, Sabrina Adlbrecht, Thomas Mießgang, Marie-Therese Sekwenz

Eine musikalische Zeitreise durch die "Roaring Twenties"
"Heute habe ich etwas entdeckt, das die Überlegenheit der deutschen Musik für die nächsten hundert Jahre versichern wird," schrieb Arnold Schönberg im Jahr 1921 an seinen Schüler Josef Rufer. Gemeint war die 12-Ton-Technik, auch Dodekaphonie genannt, die "das Komponieren mit 12 nur aufeinander bezogenen Tönen" meinte. Doch Schönberg und seine Schüler waren eben nur eine Facette der Musik der "Roaring Twenties". Mehr unmittelbare Wirkung entfaltete beispielsweise die Oper "Jonny spielt auf" von Ernst Krenek, die einen schwarzen Jazzmusiker im Trubel der neuen massenkulturellen Entwicklungen wie Film, Radio und Schlager auftreten lässt, das Narrativ aber gleichzeitig in die Tradition eines romantischen Künstlerdramas einbettet. Noch stärker dem Gestus der Zeitoper verpflichtet war das szenische Werk "Maschinist Hopkins" von Max Brand, der später vor allem als Elektronikpionier eine gewisse Bekanntheit erlangte.
Doch es ging nicht nur ideologiekritisch-hochkulturell zu in der Epoche von Depression und Inflation, gern pflegte man auch einen Tanz auf dem Vulkan. Davon künden die Lieder von Hermann Leopoldi und vielen anderen mit Titeln wie "In einem kleinen Café in Hernals", "Schön ist so ein Ringelspiel" oder "Schnucki ach Schnucki."
Die 1920er Jahre entwickelten ein eigenes Klangprofil zwischen Neuer Sachlichkeit, Tonalitätsnostalgie und nervöser Hypergespanntheit. Das Erleben eines permanenten Ausnahmezustandes führten zu einem Gefühl der existentiellen Entgrenzung. Das kulturelle Substrat des Exzesses waren unter anderem die "Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase", welche die "Nackttänzerin" Anita Berber auch im Wiener Konzerthaus aufführten und die den Spirit der Zwanziger Jahre zwischen Ausschweifung und Klischee vielleicht am nachhaltigsten verkörperten. Der Schriftsteller Klaus Mann notierte damals über Berber: "Nachkriegserotik, Kokain, Salomé, letzte Perversität: solche Begriffe bildeten den Strahlenkranz ihrer Glorie. Nebenbei wussten Kenner, dass sie eine ausgezeichnete Tänzerin war."
Gestaltung: Thomas Mießgang & Marie-Therese Sekwenz

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