Alte Schweden? Von wegen!

17. März 2021, 14:05

Symphonisch perfekt

"Nüchtern, ehrlich, ohne Angeberei", so charakterisierte Stenhammar seine 2. Symphonie. Diese Eigenschaften zeichnen auch den Dirigenten Herbert Blomstedt aus. Es sei seine internationale Karriere gewesen, die eine intensive Beschäftigung mit Werken seines Landsmanns Wilhelm Stenhammar lange verhindert habe, so Blomstedt, der heuer am 11. Juli sein 93. Lebensjahr vollendet. Erst im Alter von 85 dachte er: "Jetzt oder nie, jetzt muss es passieren." Er studierte die 1915 vollendete Symphonie, die im großen Repertoire des Dirigenten gefehlt hatte. Zwei Jahre später dirigierte er sie zum ersten Mal. Seitdem setzt er sich für dieses "symphonisch perfekte Werk" ein.


Aristokrat der Musik

Wilhelm Stenhammar wurde vor 150 Jahren in Stockholm geboren. Stenhammars Sterbejahr ist das Geburtsjahr des in den USA geborenen schwedischen Dirigenten. Blomstedt fühlt sich mit Stenhammar auf verschiedensten Ebenen verbunden, auch wenn er Stenhammar "einen aristokratischen Zug" bescheinigt, was Blomstedt nicht als Kritik im Sinne von "blaublütig oder altmodisch" verstanden wissen möchte, "eher im Sinne von zurückhaltend. Er gibt nicht immer alles preis."


Willensstarker Träumer

Stenhammar sei "nobel und elegant", er, Blomstedt nicht, aber er fühle sich in dessen Musik zuhause. Warum? "Stenhammar ist ein typischer Schwede, wenn wir an das Beste der Schweden denken: ein Träumer, aber mit starkem Willen." Diese Mischung sei "typisch für uns Schweden." Sie mögen "Stimmungen - milde und verträumte. Schweden können allerdings zornig und wütend werden, wenn sie direkt sind. Stenhammar hatte mehr als das, er war sehr beherrscht. Er konnte zwar lange bei wunderbaren verträumten Sommernachtstimmungen verweilen, ist aber nie sentimental. Er hat immer den Willen, eine Form zu gestalten, er hat immer schon das Ende im Kopf, langatmig wirkt seine Musik nie."

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger