Welke Blume

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Medizin und Gesundheit

Dementielle Krankheiten als Herausforderung

Wer die Diagnose "Demenz" erhält, muss sich seelisch auf einen Abschied in Raten vom gewohnten Leben einstellen. Denn im Lauf der Krankheit gehen vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten verloren, nehmen Gedächtnis- und andere Leistungen fortschreitend ab. Betroffene benötigen Therapie, Verständnis und liebevolle Begleitung auf ihrem Weg.

Eine Fülle von Krankheitsbildern

In Österreich leben derzeit rund 130.000 Menschen mit einer dementiellen Erkrankung. "Demenz" ist ein Überbegriff für Krankheitsbilder, die mit einem fortschreitenden Verlust geistiger Funktionen verbunden sind. Die Alzheimer-Krankheit ist für bis zu 65 Prozent der Demenzen verantwortlich, gefolgt von der durch Atherosklerose verursachten Demenz sowie anderen Varianten, wobei Mischformen häufig sind.

Viele Betroffene und kein Medikament

Bis zum Jahr 2050 - so schätzen Experten - wird sich die Zahl der Betroffenen aufgrund der steigenden Lebenserwartung wahrscheinlich verdoppeln. Denn der Hauptrisikofaktor ist nun mal das Alter. Rund 1 Milliarde Euro wird derzeit in Österreich alljährlich für die Versorgung Demenzkranker ausgegeben.
Leider gibt es bisher trotz intensiver, wissenschaftlicher Anstrengungen keinen Durchbruch bei der Therapie. Einige Pharmafirmen haben sogar angekündigt, in Zukunft weniger Geld in diesen Forschungszweig zu investieren. Derzeit werden Antikörper getestet, die die im Gehirn abgelagerten Plaques aus fehlgefalteten Amyloid-Beta-Proteinen auflösen sollen. Diese Ablagerungen sollen die Alzheimerdemenz verursachen.
Eine weitere Strategie: Jene Maßnahmen, die vor Herzkreislauferkrankungen schützen, sind auch gegen Demenzen wirksam - also ein bewusstes Nahrungs- und Bewegungsverhalten.

Kostbare Pflegeleistungen durch Angehörige

Da eine Heilung der Alzheimer Demenz derzeit nicht möglich ist, erscheint es umso wichtiger, alle anderen Bereiche rund um die Erkrankten zu stärken.
Denn ist die Diagnose einmal gestellt, leisten die Angehörigen einen großen, nicht mit Geld zu beziffernden Beitrag. Immerhin erfolgen in Österreich Betreuung und Pflege dementer Menschen zu 80 Prozent im eigenen Zuhause. Somit wird der Morbus Alzheimer zur Familienangelegenheit. Wer Menschen mit Demenz betreut, steht vor großen Herausforderungen und muss viele Einschränkungen in Kauf nehmen. Insbesondere für die Angehörigen sind neben dem zeitlichen Aufwand und der Verantwortung vor allem die Persönlichkeitsveränderungen dementer Personen belastend. Die psychischen Herausforderungen und das vorweggenommene Abschiednehmen von einem geliebten Menschen wiegen schwer.

Viele Fragen offen

Dementielle Erkrankungen gelten als eine der größten medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit.
Wie ist der aktuelle Stand der Forschung? Welche Risikofaktoren gelten als gesichert? Welche Hilfe ist von Östrogenen, Testosteron und dem Wirkstoff Aducanumab zu erwarten? Und an wen kann ich mich wenden, wenn ich bei der Pflege eines dementen Menschen an meine Grenzen stoße?

Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos
Sendungsvorbereitung: Dr.in Maria Harmer und Dr. Christoph Leprich
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Sind Sie selbst von einer dementiellen Erkrankung betroffen? Oder leidet ein/e Angehörige/r an einer Form von Demenz?

Wie gehen Sie und die Familie damit um?

Wo haben Sie Rat und Unterstützung gesucht - und gefunden?

Wann stoßen Sie an Ihre Grenzen? Und wie und wo tanken Sie dann wieder neue Kraft?

Wie sieht es mit der Finanzierung der notwendigen Hilfe bei der Betreuung in Ihrem Fall aus?

Service

Studiogast im Funkhaus Wien:

Susanne Pöchacker
Grenzgängerin, Sinnstifterin, Gewinnbringerin.
Die Diplom-Physikerin ist ausgebildete Unternehmensberaterin, systemischer Coach und Trainerin, gemeinsam mit ihrem Bruder hat sie ihre Mutter mehr als ein Jahrzehnt mit einer Demenz begleitet und betreut.
Homepage

Am Telefon:

Barbara Schwarzmann
Heim- und Pflegedienstleitung
CS Caritas Socialis GmbH
Pflege- und Sozialzentrum Rennweg
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sowie

Univ.-Prof.in Dr.in Elisabeth Stögmann
Abteilung für Neurologie am AKH Wien
Forschungsschwerpunkte Demenz und Genetik
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Weiterführende Infos und Kontaktadressen:

Allgemeine Infos
Demenzstrategie Österreich: Gut leben mit Demenz
Alzheimer Austria - Unterstützung für Angehörige und Betroffene
Überblick

NÖ Demenz-Hotline 0800 700 300

Umfassende Tipps (nicht nur für NÖ)
Tipps und Informationen für den Alltag
Umfassende Hilfe von der Volkshilfe
Demenz - Eine Herausforderung für Angehörige
Selbsthilfegruppen - nach Bundesländern aufgelistet

Caritas Wien
Psychosoziale Angehörigen-Beratung (Schwerpunkt Demenz)
Tel.: 0664 825 2258

"Der lange Abschied" - umfangreiche Programmangebote zu Demenz
1130 Wien, Kardinal König-Platz 3
Tel: 01 8047593

Das Angehörigengespräch
Kompetenzzentrum d. BM Arbeit, Soziales, Gesundheit, Konsumentenschutz
Tel.: 01/79706-2705
E-Mail

Fonds Soziales Wien
Infos der Österr. Gesundheitskasse

Bücher:

Demenz - gelassen betreuen und pflegen. Das stärkende Hilfebuch für Betroffene und Angehörige: Elisabeth Lange; GU 2017

Mamas Alzheimer und wir. Erfahrungsbericht und Ratgeber: Peggy Elfmann; Mabuse 2021

Dement, aber nicht bescheuert. Für einen neuen Umgang mit Demenzkranken: Michael Schmieder; Ullstein 2015

Sendereihe