AFP/EVA HAMBACH
Spielräume
Rasante Klarheit: Die Kunst von Pat Martino
Musik aus allen Richtungen mit Andreas Felber. Nachruf auf Gitarrist Pat Martino (1944-2021)
4. November 2021, 17:30
Nicht viele Gitarristen waren auf dem Griffbrett so rasant und dennoch so kontrolliert unterwegs: Pat Martinos Läufe waren fingerbrecherisch virtuos und dennoch hochpräzise, jeder einzelne Ton wurde bewusst gesetzt, keiner verschenkt.
Wes Montgomery war ein wichtiges frühes Vorbild des 1944 in Philadelphia geborenen Musikers, der eigentlich Patrick Carmen Azzara hieß und in einer libanesisch-italienischen Einwandererfamilie aufwuchs. Seine ersten wichtigen Engagements fand Martino, der 1959 - als 15-Jähriger - nach New York City gekommen war, um Profimusiker zu werden, ab 1963 zumeist in den Ensembles prominenter Hammond-Organisten von Don Patterson bis Brother Jack McDuff. Mit Trudy Pitts, einer der ersten Frauen auf diesem Instrument, nahm Martino 1967 auch "El Hombre" auf, sein Debüt-Album als Leader, und zwar für das bekannte Prestige-Label.
Als hochgeschätzter Instrumentalist war Pat Martino in den frühen 1970er Jahren an so unterschiedlichen Alben wie "The Raven Speaks" des Woody Herman Orchestra oder Stanley Clarks "Children of Forever" - an der Seite Chick Coreas - beteiligt. 1980 resultierte ein Gehirn-Aneurysma, das Martino nur durch zwei Notoperationen überlebte, in einem weitreichenden Gedächtnisverlust, der dazu führte, dass er auch das Gitarrespiel teilweise neu erlernen musste. Das Comeback gelang etwa Mitte der 1990er Jahre: In der Folge legte Martino vielbeachtete Einspielungen für Blue Note vor, mit Musikern wie Joey DeFrancesco, Billy Hart ("Live at Yoshi's", 2001), Joe Lovano, Gonzalo Rubalcaba, Christian McBride ("Think Tank", 2003) oder Dave Kikoski und John Patitucci ("Remember: A Tribute to Wes Montgomery", 2006). Am Instrument war er da wieder ganz der Alte, mit dem unwiderstehlich klar akzentuierten, ideenreichen Fluss an Gitarren-Tönen.
Nach Beendigung einer Italien-Tournee 2018 musste Martino weitere Auftritte wegen einer chronischen Atemwegserkrankung absagen. An den Folgen ist der Gitarrist, der in Österreich u. a. Harri Stojka maßgeblich beeinflusst hat, nun am 1. November 77-jährig in seiner Heimatstadt Philadelphia verstorben.
Gestaltung: Andreas Felber
Sendereihe
Gestaltung
Übersicht
Playlist
Komponist/Komponistin: Stevie Wonder/geb.1950
Album: BLUE NOTE PLAYS STEVIE WONDER
Titel: Too high/instr.
Solist/Solistin: Pat Martino /Gitarre m.Begl.
Ausführender/Ausführende: Charlie Hunter /8-saitige Gitarre
Ausführender/Ausführende: Scott Amendola /Drums
Länge: 05:02 min
Label: The Blue Note Cover Series/EMI 5773682
Komponist/Komponistin: Antonio Carlos Jobim/1927 - 1994
Album: THE VISIT!
Titel: How insensitive/instr.
Anderssprachiger Titel: Insensatez/instr.
Solist/Solistin: Pat Martino /Gitarre
Ausführende: Bobby Rose /Begleitgitarre
Ausführende: Richard Davis /Bass
Ausführende: Billy Higgins /Schlagzeug
Länge: 06:09 min
Label: Cobblestone CST 9015
Komponist/Komponistin: Pat Martino
Album: EL HOMBRE
Titel: Waltz for Geri/instr.
Solist/Solistin: Pat Martino /Gitarre m.Begl.
Ausführender/Ausführende: Trudy Pitts /Orgel
Ausführender/Ausführende: Mitch Fine /Drums
Ausführender/Ausführende: Abdu Johnson /Congas, Drums
Ausführender/Ausführende: Vance Anderson /Bongos
Länge: 06:23 min
Label: Prestige Records
Komponist/Komponistin: Wes Montgomery
Album: REMEMBER: A TRIBUTE TO WES MONTGOMERY
Titel: Four On Six
Ausführende: Pat Martino (Gitarre)
Ausführende: Dave Kikoski (Klavier)
Ausführende: John Patitucci (Bass)
Ausführende: Scott Allan Robinson (Schlagzeug)
Ausführende: Daniel Sadownick (Perkussion)
Länge: 05:58 min
Label: Blue Note 0946 3 55885 2 1