Korngold, Copland, Barber, Kay

10. November 2021, 14:05

Das Konzert wurde von der BBC, dem britischen öffentlich-rechtlichen Sender als ein Konzert mit "amerikanischer Musik" angekündigt, die auf der Suche nach einem "American sound" war.


Korngolds Tänzchen im alten Stil und die Zukunft

Nicht ganz ins Programm scheint da eine Miniatur des 20-jährigen Erich Wolfgang Korngold zu passen, die er noch während seines Militärdienstes als Rekrut der Musikkapelle eines k.u.k Infanterieregimentes mehr als ein Jahrzehnt vor seiner Übersiedlung in die USA schrieb: Tänzchen im alten Stil. Im Mittelteil kann, wer mag, Ansätze der Musik entdecken, die er ab den 1930er Jahren für Hollywood-Filme komponierte.


Copland und das Theater im Konzertsaal

Während Korngold eher zufällig zu dem fand, was man heute mit "American sound" assoziiert, griff der junge Aaron Copland 1925 in seiner "Music for the Theater" Elemente des Jazz auf, in dem er eine Möglichkeit erkannte, seiner Heimat in der "Kunstmusik" Unverwechselbarkeit zu geben. Die übrigen Werke dieses Konzerts stammen alle aus der Mitte der 1940er Jahre.


Ulysses Kay und der Film

Wie Korngold schrieb Ulysses Kay viel Musik für die Leinwand. Seine Konzertsuite "The Quiet One" beruht auf seiner Musik zum gleichnamigen Dokumentarfilm, in dessen Zentrum ein von seinen Eltern ausgesetzter Knabe in Harlem steht, dessen Talente von einer Schule für straffällig gewordene Jugendliche erkannt und gefördert werden.


Barber und die Nostalgie

Nostalgisch gestimmt ist Barbers "Knoxville: Summer of 1915". Entstanden ist diese "lyrische Fantasie für Solostimme und Kammerorchester" 1947 unmittelbar nach dem Tod seines Vaters. Barber vertonte einen 1935 entstandenen Text. Beschworen wird ein Sommerabend im amerikanischen Mittleren Westen: Die Familie und "das Kind" liegen auf der Veranda - auf Patchwork-Decken; nichts passiert, kaum Gespräche, "einfach da sein". Sehnsucht nach Unschuld, nach Menschen und nach Dingen, die für immer verschwunden sind. Eine im Konzertsaal selten zu hörende Miniatur rundete das Konzert ab. Barbers "Horizon" wurde 1945 für "Standard Hour", die wöchentliche Radiosendung mit Konzerten des San Francisco Symphony Orchestra, komponiert. Der Titel wurde vom Sponsor des Programms, Standard Oil, vorgegeben. Barber hat einige Motive aus "Horizon" einige Jahre später in seinem Bläserquintett "Summer Music" aufgegriffen.

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger