John Wilson

INTERMUSICA

Das Ö1 Konzert

Waltons Violinkonzert und Elgars 1. Symphonie

Philharmonia Orchestra, Dirigent: John Wilson; James Ehnes, Violine. William Walton: Konzert für Violine und Orchester * Edward Elgar: Symphonie Nr. 1 As-Dur op. 55 (aufgenommen am 10. Februar in der Royal Festival Hall in London). Präsentation: Peter Kislinger

Waltons Violinkonzert

Waltons drei Instrumentalkonzerte zählen in den englischsprachigen Ländern zu den Standardwerken ihrer Gattung: das für Gregor Piatigorsky geschriebene Cellokonzert; das Violakonzert für Lionel Tertis, das aber von Paul Hindemith uraufgeführt wurde, und das Violinkonzert. Es entstand auf Wunsch des großen Geigers Jascha Heifetz, der es am 7. Dezember 1939 in Cleveland uraufführte. Walton modellierte die Anlage der Sätze nach Prokofjews 1. Violinkonzert: lyrischer erster Satz; ein quicklebendiges virtuoses Scherzo, dem der Finalsatz, der längste Satz, folgt.
Das Werk beginnt "Andante tranquillo" mit der Charakterisierung "sognando" (träumerisch). Wie Elgars 1. Symphonie wartet es mit einem jener Themen auf, die man gerne mit "unvergesslich" bezeichnet.


Elgars 1. Symphonie

Selbst in Großbritannien galt Elgars Musik nach dem 1. Weltkrieg als "unmodern" und Elgar als Propagandist des British Empire. Der Komponist und Musikpublizist Constant Lambert schrieb in dessen Todesjahr 1934: "Der Großteil der Musik Elgars hat - ohne sein Zutun - für die gegenwärtige Generation einen fast unerträglichen Beigeschmack von Selbstgefälligkeit, Selbstsicherheit und autokratischer Güte."

J.P.E. Harper Scott widersprach in der Studie "Edward Elgar, Modernist" (2009): "Wäre einer so scharfen Intelligenz wie jener Elgars wirklich am Britischen Empire gelegen, dann hätte er große und bedeutende Werke komponiert, die seiner Identifikation mit dem Empire Ausdruck geben würden."

Bereits 35 Jahre nach Elgars Tod schrieb Hans Keller, der aus Wien stammende, vor den Nazis nach England geflohene Musikwissenschaftler: "Der betäubende Effekt der von Schönberg ausgelösten Revolution ist noch zu spüren, und Europa ist viel zu stark damit beschäftigt, die dadurch hervorgerufenen Veränderungen seiner Musiktradition aufzunehmen, als die volle Bedeutung von Elgars konservativer Progressivität zu anzuerkennen."

Für den Philosophen und Komponisten Roger Scruton ist Elgars Musik "ein grandioser Ausdruck der Krise Englands vor dem Absacken in die Moderne. Elgars Musik ist zutiefst bewegend, weil sie völlig aufrichtig und präzise diesen Krisenmoment der menschlichen Psyche ausdrückt. Das ist aber nur eine ihrer großen Tugenden. Elgar war ein Meister der symphonischen Mehrstimmigkeit und verstand es, Musik mit gleichzeitig sich miteinander und gegeneinander bewegenden Melodien zu schreiben. Durch diese Mehrstimmigkeit ergibt sich die Auffassung eines komplexen und sich selbst in Frage stellenden Lebens, die der unmittelbar verstehen kann, der Musik zu hören gewohnt ist. Das Ergebnis ist eigentümlich tröstlich: ein lebensbejahender Klagegesang. Übrigens ergibt sich aus seiner kühnen Behandlung des Rhythmus eine Bewegung, die die Taktgrenze sowohl nutzt als sich ihr widersetzt. Also das ist in jeder Hinsicht so auf- und erregend wie Strawinsky."

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: William Walton/1902 - 1983
Titel: Konzert für Violine und Orchester
Violinkonzert
* Andante tranquillo - 1.Satz
* Presto capriccioso alla napolitana - 2.Satz
* Finale. Vivace - 3.Satz
Solist/Solistin: James Ehnes / Violine
Orchester: Philharmonia Orchestra
Leitung: John Wilson
Länge: 29:10 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Niccolo Paganini/1782 - 1840
Titel: Caprice op.1 Nr.16 g-Moll (Presto)
Solist/Solistin: James Ehnes / Violine
Länge: 01:30 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Edward Elgar/1857 - 1934
Titel: Symphonie Nr.1 in As-Dur op.55
* Andante; Nobilmente e semplice; Allegro - 1.Satz
* Allegro molto - 2.Satz
* Adagio - 3.Satz
* Lento; Allegro - 4.Satz
Orchester: Philharmonia Orchestra
Leitung: John Wilson
Länge: 46:15 min
Label: EBU

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