Brigitte Schwens-Harrant

ORF/JOHANNES PUCH

Gedanken für den Tag

Brigitte Schwens-Harrant über E. T. A. Hoffmann: Der Satiriker

"Meister des Unheimlichen - E. T. A. Hoffmann zum 200. Todestag" von Brigitte Schwens-Harrant, Literaturkritikerin, Buchautorin und Feuilletonchefin der Wochenzeitung "Die Furche"

E. T. A. Hoffmann war nicht nur Komponist und Schriftsteller, sondern auch Jurist.
Als Schriftsteller konnte er aus Sicht eines Katers ebenso erzählen, wie aus der Sicht eines Künstlers, der von anderen als verrückt abgetan wird. Als preußischer Kammergerichtsrat hatte er dem System zu dienen, dem klar formulierten Gesetz.

Als Hoffmann 1819 zum Mitglied einer "Immediat-Untersuchungskommission zur Ermittlung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe" ernannt wurde, brachte ihn das in Konflikt mit seiner Auffassung vom Richteramt einerseits, und der Erwartung von Seiten des preußischen Staates andererseits. Denn dieser erwartete ein klares und deutliches Vorgehen der Mitglieder dieser Kommission gegen revolutionäre "Demagogen". Selbst die Gesinnung sei zu verfolgen. Der Richter Hoffmann hingegen verurteilte nur nach erfolgter Tat. Einen totalitären Staat, der auch noch das Innere des Menschen kontrollieren wollte, lehnte er ebenso ab wie die Übergriffigkeit durch Romantiker, die sich totalitär auf ihr Inneres berufen.

Der Literat Hoffmann nahm sich der Spannungen satirisch an. 1818 spottete er etwa in seinem Märchen "Klein Zaches genannt Zinnober" über die Ausweitung der staatlichen Macht. Da heißt es satirisch: "Ehe wir mit der Aufklärung vorschreiten, das heißt, ehe wir die Wälder umhauen, den Strom schiffbar machen, Kartoffeln anbauen, die Dorfschulen verbessern, Akazien und Pappeln anpflanzen, die Jugend ihr Morgen- und Abendlied zweistimmig absingen, Chausseen anlegen und die Kuhpocken einimpfen lassen, ist es nötig, alle Leute von gefährlichen Gesinnungen, die keiner Vernunft Gehör geben und das Volk durch lauter Albernheiten verführen, aus dem Staate zu verbannen".
Das innere Gemüt entspricht nicht unbedingt den äußeren Gegebenheiten. Hoffmann weiß, wenn man lacht, ändert sich nichts an den Bedingtheiten des Lebens. Die Diskrepanz zwischen innerem Gemüt und äußerem Leben kann nicht aufgehoben, eine Harmonie nicht hergestellt werden. Aber Humor hilft vielleicht, mit dieser Diskrepanz zurechtzukommen.

Service

E. T. A. Hoffmann: Klein Zaches genannt Zinnober, Anaconda Verlag
E. T. A. Hoffmann: Seltsame Leiden eines Theater-Direktors, In: E. T. A. Hoffmann's Sämtliche Werke, Bd. 4, Forgotten Books
Rüdiger Safranski: E. T. A. Hoffmann, Verlag Hanser

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: E.T.A. Hoffmann 1776 - 1822
Titel: Trio für Klavier, Violine und Violoncello in E-Dur AV 52
* Adagio - 3.Satz (00:02:25)
Klaviertrio
Solist/Solistin: Martin Joste
Solist/Solistin: Gerard Jarry
Solist/Solistin: Michel Tournus
Länge: 02:25 min
Label: Koch Schwann Musica Mundi 316035

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