Pablo Picasso

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Gedanken für den Tag

Picasso als Ikone der Moderne

Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien und Österreich-Präsidentin vom Museumsverband ICOM, zum 50. Todestag des Verwandlungskünstlers

Als Tochter eines Bildhauers, der in den 1950er und 1960er Jahren seine künstlerische Prägung erhalten hat, war mir Pablo Picasso, der als Inbegriff des modernen Künstlers gilt, schon früh vertraut.

Gerne erinnere ich mich an die Abende, an denen wir als Kinder mit dem Vater statt Bilderbüchern begeistert Picasso-Kataloge durchgeblättert haben. Damals haben mich in meiner kindlichen Neugier besonders die Skulpturen aus Fundstücken und der Einfallsreichtum fasziniert, mit dem Picasso etwa aus einem Fahrradsattel und einer Lenkstange einen Stierkopf basteln konnte.

In der Pubertät habe ich mich dann stärker in den melancholischen Bildern der "Blauen" und "Rosa Periode" wiedergefunden. In einer poetischen Traumwelt voller verinnerlichter Harlekine, Gaukler und Zirkusleute. Mit 15 Jahren war es dann auch Picasso, der mich erstmals alleine ins benachbarte Ausland geführt hat. Denn wie sollten meine Eltern etwas dagegen haben, als ich sie darum gebeten habe, mit meiner gleichaltrigen Freundin zu Ostern nach München reisen zu dürfen, um die große Picasso-Schau zum 100. Geburtstag des Künstlers im Haus der Kunst sehen zu können?

In Studienzeiten habe ich dann begonnen, die Bandbreite und Vielfalt dieses wandelbaren Künstlers erst wirklich zu begreifen. Da hat mich dann seine Rolle als "Mitbegründer des Kubismus" fasziniert, auch sein mehrfacher Stilwechsel von Neoklassizismus, Surrealismus bis zum Spätwerk, das von der Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte lebt. Irgendwann im Zuge meines wachsenden Interesses für Geschlechterverhältnisse in der Kunst, hat meine Picasso-Begeisterung dann auch einen Dämpfer erfahren.

Mir ist bewusst geworden, unterstützt durch entsprechende Bücher und Bildanalysen, wie schwierig Picasso als Künstler und Partner für die zahlreichen Frauen gewesen sein muss, die ihn zeitlebens inspiriert und unterstützt haben. Ein Aspekt, der in den letzten Jahren immer stärker diskutiert wird, gerade auch jetzt rund um seinen 50. Todestag.

Noch vor Jahren hat mir das Erkennen von Schattenseiten eines Menschen, den ich schätze und bewundere, große Schwierigkeiten bereitet. Wie können geniale Künstler quer durch die Kunstgeschichte mitunter an ein politisch fragwürdiges System geglaubt haben oder Charakterzüge aufweisen, die ich radikal ablehne?

Heute kann ich mit derartigen Widersprüchen umgehen. Es ist nur wichtig sie zu erkennen und zu benennen. Und hat nicht gerade Picasso mit seiner kubistischen Mehransichtigkeit gezeigt, dass es nie nur einen Blick - sondern unendlich viele - auf die Wirklichkeit gibt?

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Manuel de Falla 1876 - 1946
Bearbeiter/Bearbeiterin: Julian Bream
Album: JULIAN BREAM: THE ULTIMATE GUITAR COLLECTION
Titel: The Miller's Dance aus "Der Dreispitz" / Bearbeitung für Gitarre
Tanz der Müllerin
Solist/Solistin: Julian Bream
Länge: 02:15 min
Label: RCA 74321337052 (2CD)

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