Medizin und Gesundheit
Religion im Krankheitsfall
Religiöse Praxen im Krankenhaus - zwischen Bedeutung und Problem
27. Juli 2023, 16:05
Religiosität, Glaube jeder Konfession und Richtung, kann insbesondere auch im Krankheitsfall Halt und Hilfe sein. Beten, meditieren und andere religiöse Praktiken schenken Sicherheit und vermitteln gerade in einer außergewöhnlichen Situation wie einem stationären Krankenhausaufenthalt Stabilität und Kontinuität.
Für die im Krankenhaus Beschäftigten ist es wichtig, das erforderliche Wissen rund um religiöse Vorschriften und Besonderheiten zu haben, um nach Möglichkeit auch die Schaffung der Rahmenbedingungen, um die religiöse Praxis schaffen, zu können. Denn Leib und Seele bilden - so glauben Menschen unterschiedlicher Religionen - eine Einheit. Und die Kontinuität der religiösen Praxis kann zum Heilungsprozess beitragen.
Da ist allerdings auch viel "interkulturelles Fingerspitzengefühl" nötig. Denn es sind weniger die religiösen Riten, sondern zumeist die sozio-kulturellen Unterschiede (Stichwort Großfamilienbesuche im Krankenzimmer), die für Unruhe im Stationsalltag sorgen.
Die zwei monotheistischen Religionsgemeinschaften Islam und Judentums, so offenkundig die politisch motivierten Konflikte auch sind, weisen hinsichtlich ihrer religiösen und kulturellen Riten viele Ähnlichkeiten auf. Gerade bei sehr orthodoxen gläubigen Patientinnen und Patienten ist von der Klinikbelegschaft ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz gefragt: Speisevorschriften, Gebetszeiten oder der Wunsch nach gleichgeschlechtlicher Pflege stellen vor allem das Pflegepersonal vor große Herausforderungen.
Eine zusätzliche Facette ist die Krankenhausseelsorge. Sie ist in Österreich für alle anerkannten Religionen im Bundesgesetz über Kranken- und Kuranstalten verankert. In großen Krankenhäusern wie dem AKH in Wien gibt es neben einem katholischen und einem evangelischen auch einen eigenen muslimischen und einen jüdischen Gebetsraum. Eigens ausgebildete Seelsorgerinnen und Seelsorger machen auf Wunsch Krankenbesuche in den Stationen.
Diesmal informieren Sie Dr.in Maria Harmer und ihre Gäste und Notwendigkeiten und Probleme, die sich für Personen aller Konfessionen im Krankheitsfall in Spitälern ergeben können.
Moderation und Sendungsvorbereitung: Mag.a Dr.in Maria Harmer
Redaktion: Dr. Christoph Leprich
Service
Studiogäste:
Em. Ao. Univ.-Prof. DDr. Matthias Beck
Medizinethiker
Lehrender am Institut für Systematische Theologie und Ethik der Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien
seit seiner Pensionierung an der Uni Pfarrer im 5. Wiener Gemeindebezirk
Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt
Tel: 01 544 71 35 (Pfarrkanzlei)
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Mag. Zeynep Elibol
Direktorin Islamische Fachschule für Soziale Bildung
Neustiftgasse 117
1070 Wien
Tel: 01 526 31 22-60
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Dr. Willy Weisz
Mitglied der IKG Wien
Im Rahmen der jüdischen Patientenbetreuung immer wieder mit Fragen der jüdischen Ethik konfrontiert und Ansprechpartner für Medien und für nicht-jüdische medizinische Einrichtungen in Wien, zB. AKH
Vize-Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, auch da für christlich/jüdischen Dialog
Jüdischer Gebetsraum AKH
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
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Welitere Info-Links:
Die wichtigsten Religionen und Weltanschauungen - ein Leitfaden für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenhaus
Kultursensible Pflege und Betreuung von muslimischen Menschen
Bücher:
Matthias Beck
Seele und Kranksein. Krankheit im Spannungsfeld zwischen psychosomatischer Medizin und theologischer Anthropologie.
Brill / Schöningh 2000
Matthias Beck
Krebs. Körper, Geist und Seele einer Krankheit.
Styria 2017
Matthias Beck
Leben - Wie geht das? Die Bedeutung der spirituellen Dimension an den Wendepunkten des Lebens.
Styria 2013
Willy Weisz
Jüdische Medizinethik am Lebensende: Das Leben verteidigen und das Sterben zulassen; in: Patientenverfügungen. Handbuch für Berater, Ärzte und Betreuer. Hg Arndt T. May. Springer 2016
Von Abba bis Zorn Gottes: Irrtümer aufklären - das Judentum verstehen
Patmos Verlag 2017
Petzel, Paul/ Reck, Norbert (Hg.)