Toxische Pommes - Vom TikTok-Star zur Autorin

28. April 2024, 09:05

"Was hat uns das neue Leben gekostet? Meinen Vater seine Stimme, meine Mutter ihre Lebendigkeit. Und mich?"

Diese Lakonie hat die in Social Media Kanälen und bei Comedy Auftritten höchst erfolgreiche Autorin, Kabarettistin und Juristin Irina alias Toxische Pommes, (die ihren Familiennamen der Öffentlichkeit nicht preisgibt), bekannt gemacht. Nun ist das erste Buch "Ein schönes Ausländerkind" der jungen Österreicherin mit kroatischem Wurzeln im Zsolnay Verlag erschienen.

Toxische Pommes begann am Anfang der Corona Pandemie, die Wunden ihrer frisch beendeten toxischen Beziehung auf der - wie selbst sagt - "chinesischen Überwachungsapp TikTok zu lecken." Mittlerweile erstellt sie dort für mehr als 170.000 Follower:innen regelmäßig 15 Sekunden lange Satirevideos und nimmt sich der verschiedensten gesellschaftspolitischen Themen an. Ausgehend von der eigenen Migrationsgeschichte, dem Aufwachsen in einer grauen Vorstadtidylle im niederösterreichischen Industrieviertel und dem mittlerweile in Wien ausübenden Job als Juristin, demaskiert Toxische Pommes die österreichische Gesellschaft dort, wo sich Rassismus, Sexismus und Klassismus im Alltag einverleibt haben.

Humorvoll, kritisch und selbstironisch schlüpft sie in ihren Clips in die Rolle junger Bobos, die am Wiener Brunnenmarkt in ihren Dachterrassenwohnungen residieren. Sie setzt sich satirisch mit Kriegs- und Migrationstraumata geprägten Erziehungsstilen ihrer eigenen Community, korrupten österreichischen Politiker:innen, ausgebrannten Jurist:innen, die Freizeit als überbewertet empfinden, auseinander und scherzt auch gemeinsam mit Josef Hader auf Tik Tok.

Ihr erstes Kabarett-Programm "Ketchup, Mayo und Ajvar" setzte diese Auseinandersetzungen als Bühnenformat fort - ihr Roman-Debüt vertieft sie diese.

"Obwohl wir manch besorgtem Staatsbürger versichern mussten, dass wir nicht den Koran lesen, sondern an Jesus und die Engel glauben, und dass "orthodox" nicht "strenggläubig", sondern im Grunde einfach nur bedeutete, dass wir Weihnachten und Ostern zwei Wochen später feiern, blieben wir am Ende des Tages die guten Ausländer. Immer und immer wieder wurde mir versichert, ich sei ein schönes Ausländerkind."

So ein Ausschnitt aus "Ein schönes Ausländerkind", dem Debütroman von Toxische Pommes, der mit rührenden Pointen und poetischen Analysen die Geschichte einer Familie erzählt, die während der postjugoslawischen Kriege nach Österreich floh. Im Zentrum steht die komplexe Beziehung zwischen einer Tochter, die danach strebt die "perfekte Migrantin" zu sein, und einem Vater, der sich bei dem Versuch, diesen Traum zu ermöglichen, selbst verliert. Toxische Pommes reflektiert in den Gedanken über das Aufwachsen in Österreich mit Migrationsgeschichte, über den Stellenwert von Humor sowie über Kabarett und Literatur als Ventil und Sprachrohr.

Service

Toxische Pommes: "Ein schönes Ausländerkind", Verlag Zsolnay

Sendereihe

• Gedanken

Gestaltung

• Julia Baschiera