Stimmen hören

Johann Strauss, gesungen

Eine diskographische Spurensuche zum 125.Todestag.

Der Warnruf schallt laut: Lass die Operetten (und die eine Oper) von Johann Strauss Sohn sein, er konnte nicht für Stimmen schreiben. Wirklich, wo doch so oft Instrumentales vom Zentralgestirn der "Sträuße" mit Text unterlegt zum Hit geworden ist - mit dem "Frühlingsstimmen-Walzer" beginnend? Wer sich in die - gemessen am Klang des Komponistennamens entschieden zu wenigen - Aufnahmen mit Vokalmusik von Johann Strauss "II" einhört, bekommt Recht: wenig nach den Originalpartituren und zugleich in vokaler Glanzbesetzung Musiziertes - eine Menge Populäres, Eingängiges mit Nobelstimmen von Richard Tauber und Joseph Schmidt bis Fritz Wunderlich - Unmengen von Bearbeitungen, "Verbesserungen", Verballhornungen, mit ausdrücklicher Autorennennung zu Strauss' Lebzeiten sowie bald danach (Erich Wolfgang Korngold!), anonym und klanglich übergriffig in den Wirtschaftswunderzeiten der 1950er, 60er.

Eine "Fledermaus", ein "Zigeunerbaron" sind davon noch am wenigsten betroffen (und halten ihren Rang an der Spitze der Aufführungsstatistik völlig zurecht), "Indigo", "Cagliostro", "Eine Nacht in Venedig" und mehr sehr wohl. Wie viel Johann Strauss steckt eigentlich in "Die Tänzerin Fanny Elßler", einer "nachgereichten" Strauss-Operette aus den 1930ern? Hat Adolf Müller junior in "Wiener Blut" auf zusammengeklaubte Strauss-Melodien (vom Meister sanktioniert) nicht schlüssigere Finali hingelegt, als sie Johann Strauss auf eigene Rechnung bewerkstelligte? "Prinz Methusalem", "Blindekuh", "Simplicius" - wer küsst sie wach aufs allergrößte Strauss-Jahr 2025 hin, zu dem der 125.Todestag des Komponisten im Juni 2024 nur den Auftakt bietet?

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