Bruckner, sehr persönlich erlebt

7. September 2024, 06:57

"Und wenn die stade Zeit vorüber ist, dann wird's auch wieder ruhiger", sagt Karl Valentin.

Ein wenig bediene ich mich frech dieses genialen Satzes: "Und wenn das Brucknerjahr dann vorbei sein wird, kann man auch wieder in Ruhe Bruckner hören. Und dirigieren. Ich freu' mich darauf, denke nach, mit welchen Werken man ihn am besten kombiniert. Ob's denn immer ein Klavierkonzert von Mozart sein muss, nicht vielleicht das Werk eines Zeitgenossen, eines Péter Eötvös oder Wolfgang Riehm, um nur zwei der ganz Großen zu nennen, die vor kurzer Zeit verstorben sind? Oder ist es doch besser, Bruckners Werke alleine aufzuführen?

Oft werde ich gefragt, warum ich nie das unfertige Finale der 9. dirigiere. Nun ja, wenn einer in den letzten Takten dieses dritten Satzes das Adagio der Achten und dann den Beginn der Siebten zitiert, zwei der schönsten Eingebungen, die er uns hinterlassen hat, dann höre ich den definitiven Schluss seines, nein, eigentlich jedes Lebens darin.

Bruckner wollte diesen vierten Satz unbedingt komponieren, und erst, als die Kräfte versagten und ihm klar wurde, dass er es nicht zu Ende bringen würde, hat er vorgeschlagen, das "Te Deum" als Ersatz zu spielen. Es sollte jedenfalls etwas sein, das seine Ehrfurcht vor dem Schöpfer dokumentiert. Aber das kann, meiner Meinung nach, nicht schöner als mit dem Schluss des Adagios geschehen. Vielleicht hat ihm sein "lieber Gott" da ein wenig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Gott sei Dank.

Ich habe die Lösung mit dem "Te Deum" nur einmal gewagt. Und dann nie mehr. Bin halt ein rechter Sturkopf geworden. Einer übrigens, der ihnen sehr für's Zuhören dankt.

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