Zwischenruf

In Verbindung bleiben

von Magdalena Holztrattner, katholische Theologin, Sozialethikerin und Geschäftsführerin des Frauen- und Sozialreferates von Kolping Österreich

Das Smartphone ist heutzutage allgegenwärtig. In Hosentaschen oder Damentaschen, in Rucksäcken oder Aktenmappen, im Auto oder sogar am Fahrrad, im Bus oder der U-Bahn - das Smartphone ist allgegenwärtig.

Es wird genutzt, um in Verbindung zu bleiben - mit Freunden und Familie, Klassenkameradinnen und Arbeitskollegen, entfernt Bekannten und noch näher Kennenzulernenden. Das Smartphone eröffnet uns noch vor Kurzem ungeahnte Möglichkeiten, um im Austausch zu bleiben - über Textnachrichten oder Sprachnachrichten, über Kurzvideos und manchmal auch noch über das direkte Gespräch. Manchmal sogar auf mehreren Kanälen gleichzeitig. In Verbindung bleiben, und das möglichst jeden Augenblick, ist für viele Menschen wichtig. Das Smartphone eröffnet dafür große Freiheiten.

In Verbindung zu bleiben ist ein Grundanliegen einer Gesellschaft. Eine Gesellschaft bleibt gesund, wenn Menschen miteinander im direkten Kontakt sind - sei es als Betriebsgemeinschaft, in der Nachbarschaft, bei den Pfadfindern oder der Katholischen Frauenbewegung. Eine gesunde Gesellschaft lebt aber auch von verbindenden Strukturen oder Institutionen, über die Menschen füreinander einstehen, auch wenn sie einander nicht direkt kennen. Ich denke da an solidarisch organisierte Systeme wie das Gesundheitswesen, an die Blaulichtorganisationen oder staatlich organisierte Sozialarbeit z.B. in Schulen.

In Verbindung zu bleiben erfordert aber, andere Menschen wahrzunehmen, sie zu sehen, ihnen zuzuhören, wissen zu wollen, wer sie sind und was sie bewegt - in der individuellen Begegnung genauso wie beim Entwickeln sozialstaatlicher Strukturen. Wobei die strukturell gestaltete Verbindung wesentlich davon abhängt, wie sehr einzelne Menschen oder Gruppen andere Menschengruppen wahrnehmen, ihnen zuhören und ihre Bedürfnisse ehrlich wahrnehmen wollen und können.

Auf der individuellen Ebene ist diese direkte Begegnung zwischen zwei Menschen nur möglich, wenn wenigstens einer der beiden gut mit sich selbst in Verbindung ist. Wenn er gerade mit sich im Reinen ist, wenn sie gerade ihre Sorgen gut eingeordnet hat. Nur aus einer guten Verbindung mit sich selbst ist es möglich, einen anderen Menschen wirklich zu sehen, den Augenkontakt zu halten und echt zuhören zu können.

Meiner Beobachtung nach wirkt hier das Smartphone aber leider oft als Verbindungshindernis. Zu oft wird die Aufmerksamkeit einer Zuhörerin durch ein Klingeln oder ein Brummen abgelenkt. Zu oft ist es unmöglich, Blickkontakt zu suchen, weil die Augen des Gegenübers am Bildschirm kleben. Die Sozialforschung belegt es: Eine gesunde Gesellschaft lebt davon, dass Menschen miteinander in Verbindung sind.

Vielleicht ist heute ein Tag, an dem Sie bewusst das Smartphone nützen, um in direkte Verbindung zu gehen. Oder es bewusst beiseitelegen, um Ihre Aufmerksamkeit ausschließlich dem Gegenüber schenken zu können. Denn das ist das Wertvollste, das Sie schenken können: ihre ungeteilte Aufmerksamkeit als Zeichen, dass Sie mit dem Gegenüber in Verbindung stehen.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Dollar Brand
Komponist/Komponistin: Harry Barris
Komponist/Komponistin: Gordon Clifford
Komponist/Komponistin: Oscar Hammerstein II
Komponist/Komponistin: Johann Strauss
Album: ANTHEM FOR THE NEW NATIONS
Titel: The wedding suite/instr.
* The wedding/instr. (a) (00:03:14)
Solist/Solistin: Dollar Brand /Piano
Länge: 15:47 min
Label: Denon 8588

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