Gedanken

MICHIL COSTA - Wider den Massentourismus

"Ich glaube an die Schönheit". Der Südtiroler Hotelier und Buchautor Michil Costa über Gastfreundschaft, Gemeinwohlökonomie und touristische Monokultur.

Michil Costa kritisiert den Massentourismus und fordert zum Beispiel verpflichtende höhere Aufenthaltsdauern für Gäste. Er polarisiert bewusst mit Aussagen, wie zum Beispiel "Massentourismus ist wie Pornographie", doch er bietet gleichzeitig einfache, konkrete Lösungsvorschläge in Hinblick auf Tourismusströme und den Ausverkauf der Alpen, insbesondere Südtirols. Sein im Jahr 2022 veröffentlichtes Buch Raus aus dem Rummel ist ein Plädoyer gegen die touristische Monokultur.

1956 eröffneten seine Eltern in Corvara ein Hotel - zu einer Zeit, in der in dieser Gegend der Tourismus noch in den Kinderschuhen steckte. Mit viel Fleiß und Ausdauer schafften sie es, ihre Visionen zu verwirklichen. Bis 1975 das Hotel abbrannte, ein Neubeginn gelang. Heute betreibt Michil Costa gemeinsam mit seinem Bruder Matthias insgesamt vier Hotels in den Dolomiten und in der Toskana, von drei Sternen bis fünf Sterne (mit maximal 48 Betten). In allen Häusern wird die Gemeinwohlökonomie praktiziert. Das heißt zum Beispiel, dass auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in viele der Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden. Nicht der Chef entscheidet allein, sondern alle gemeinsam. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Gemeinwohlökonomie ist die soziale Gerechtigkeit, die sich auch in der klassischen Arbeitsaufteilung zwischen den Geschlechtern und den oftmals damit zusammenhängenden Löhnen widerspiegelt. Ziel ist es, dass sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als wertvoller Teil des Betriebs wahrnehmen und insgesamt zufriedener sind. Und das hat auch Auswirkungen auf die Gastfreundschaft. Dass all dies seinen Preis hat und nicht für alle leistbar sein kann, ist Michil Costa klar, dennoch fordert er einen Tourismus, der dem "Instagram- und Selfie-Hype" gezielt und mutig Maßnahmen entgegensetzt.

Service

Michil Costa, "Raus aus dem Rummel! - Ein Plädoyer gegen die touristische Monokultur", Edition Raetia

Sendereihe

Gestaltung

  • Margit Atzler