Gedanken für den Tag
von Hubert Feichtlbauer. "Was zu selten in den Kirchen gepredigt wird"
18. Juni 2011, 06:56
Hubert Feichtlbauer ist katholischer Publizist.
Am Pfingst-Dienstag und an den Tagen danach macht sich der Doyen des katholischen Journalismus und Buchautor Hubert Feichtlbauer Gedanken über grundlegende Fragen der christlichen Religion, die sehr wohl bei zeitgenössischen Theologinnen und Theologen, aber nicht immer in den Predigtunterlagen vieler Pfarrer in dieser Form vorkommen.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.
Im deutschsprachigen Credo der christlichen Kirchen bekennen sich deren Mitglieder zu Gott dem Vater in 15 Wörtern und in 6 Wörtern zum Heiligen Geist. Die übrigen 64 Wörter sind Jesus als Sohn Gottes gewidmet. Das beweist, dass das Credo in Abwehr von Irrlehren entwickelt wurde und sein Sinn von jeder Generation neu entdeckt werden muss - etwa am morgigen Dreifaltigkeitssonntag.
Die Bibel definiert Dreifaltigkeit oder Dreieinigkeit nicht. Dabei beten Juden, Christen und Muslime denselben Gott Abrahams an. Aber dem Judentum ist die komplizierte Gott-Konstruktion fremd, und viele Muslime halten das Christentum für eine Drei-Götter-Religion. Was gemeint ist, lässt sich aus dem Neuen Testament freilich schon herauslesen, nämlich dass Gott die Welt erschaffen, Jesus sie erlöst und Gottes Heiliger Geist in Schöpfung und Geschichte Sinn gestiftet hat.
Die hebräische Bibel beschreibt die Schöpfung in Bildern. Wie es wirklich ablief, steht in den Naturgeschichtsbüchern. Theologen und Naturwissenschaftler sollten einander nicht ins Handwerk pfuschen. Alle tragen sie Bauelemente einer umfassenden Wirklichkeit zusammen, keiner hat alle von ihnen. Ein allmächtiger Gott freilich kann alle Gesetze der Natur in einen einzigen Urknall verpacken. Und jede Durchbrechung von Naturgesetzen wäre tausendmal weniger staunenswert als ihre Erschaffung.
Der Kirchenlehrer Tertullian dachte bei den "Personen" der Dreifaltigkeit ans Theater von Karthago, wo sich Schauspieler Masken (lateinisch: "personae") vors Gesicht hielten - Gott gewissermaßen als Darsteller, der sich hinter der Maske des Schöpfers, des Retters und des Sinnstifters verbirgt. Ein Gott, der sich auf dem Maskenball der Welt suchen lässt. Und der uns in jedem Menschen hinter jeder Maske begegnet.
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Sendereihe
Playlist
Titel: Ansage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min
Titel: GFT 110618 Gedanken für den Tag / Hubert Feichtlbauer
Länge: 03:49 min
Titel: Absage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min