Gemeinsam erinnern
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Wäsche waschen für Nahrungsmittel
Frau Valentinic - 9. Mai 2025, 18:36
Mutter und Großmutter waschen für Briten
Ein Brot als Liebesgabe
Frau Valentinic - 9. Mai 2025, 18:34
Ein russischer Besatzungssoldat verliebt sich
Alleine im Zug mit 6 Jahren
Dr. Prammer - 9. Mai 2025, 18:32
Dr. Prammer fährt mit dem Zug zu seinem Vater
"Staatsgrenze" Donau
Barbara Riccabona - 9. Mai 2025, 18:30
Besatzungszeit in Linz
Mein Vater baut ganz alleine ein Haus
Angelika Zemanek - 9. Mai 2025, 18:28
Wiederaufbau wörtlich genommen
Der Tod des Dr. Theisl
Johann Schweiger - 9. Mai 2025, 18:26
Ein schrecklicher Tod am Ende des Krieges
Zum Aufpäppeln in die Niederlande geschickt
Veronika Philipp - 9. Mai 2025, 17:49
Wir waren, könnte man sagen, arme Leute. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals Hunger gelitten hätte. Ganz im Gegenteil. Ich habe immer das Gefühl gehabt, ich wäre zu viel gefüttert. Aber trotzdem hat man mich dann nach dem Krieg in die Niederlande geschickt, mit einem Kindertransport zum Aufpäppeln sozusagen. Und da hatte ich den Eindruck, dieses Erlebnis in ein fremdes Land zu kommen, sich da eingliedern zu müssen und zu können, in eine fremde Familie und so, das hat mir sehr geholfen, auch fürs spätere Leben. Also ich kann einfach auf fremde Menschen zugehen, ohne Angst, ohne auf sie herabzuschauen, ohne sie fälschlicherweise zu bemitleiden oder so, wie das häufig mit Flüchtlingen ja passiert ist. Man gibt ihnen was, aber so von oben herab. Und das war eigentlich. Das Positive an den grauenvollen Ereignissen, die der Krieg natürlich für uns alle gehabt hat. Ich war das kleinste von den Kindern, habe ich den Eindruck habe, das muss 1947, gewesen sein, also war ich noch nicht fünf Jahre alt. Und ich kann mich an eine Situation erinnern. Meine Mutter hat mich natürlich zum Zug gebracht und man hat mir natürlich schon vorher erzählt, wie das sein wird. Ich komme da in eine Familie und da gibt es wunderbare Dinge zu essen. Aber sie hat geweint, meine Mutter, als sie mich da verabschiedet hat. Und da habe ich mir das kann ich mich noch sehr gut erinnern, dass ich mir gedacht habe, warum weint sie, wenn sie mich doch weggeschickt? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich geweint habe. Ich bin einfach mit den wenigen Sachen, die man da mit gehabt hat, hat irgendeine eine Karte bekommen, die einem umgehängt worden ist und darauf sind die Daten vermutlich gestanden. Und ja, und ich bin eigentlich ganz und unbeeindruckt in den Zug eingestiegen, neugierig, was das sein wird. Und ich kann mich nicht. Ich kann mich sehr gut an die Reise nach Holland. Ich war in Oss, das ist ganz in der Nähe der deutschen Grenze und ich kann mich sehr gut an die Hinfahrt erinnern, sogar an die Bahnstrecke. Der Zug fährt dann lange am Rhein entlang und ich war dann etwa 50 Jahre später bin ich wieder nach in die Niederlande gefahren. Mit dem Zug absichtlich. Und es waren die gleichen Bilder, die ich im Kopf gehabt habe. Also meine Erinnerung hat gestimmt. Die Fahrt am Rhein entlang. Und die vielen Schiffe, die da unterwegs sind. Und es hat mich alles sehr beeindruckt als Kind.
Als die Kosaken zu uns Kulturlosen kamen
Veronika Philipp - 9. Mai 2025, 17:32
Wir haben ganz am Stadtrand gewohnt, also wirklich schon fast auf dem Land. Das Haus der Großeltern war ehemals eine Meierei und da hat es einen großen, großen Hof gegeben, um den das Haus herum gebaut war. Und 45 sind Kosaken gekommen, mit sehr vielen so kleinen Pferdewagen und unser ganzer Hof war vollgestellt. Es waren keine Männer im Haus, sie haben uns gut behandelt, sie haben sogar gekocht. Es war eine Art Eierspeis mit Speck, sie haben uns auch aufgefordert, zu essen. Meine Mutter hat gesagt, es ist uns so schlecht davon geworden, weil wir waren ja so ausgehungert und das fette Essen, das war ein bissl mühsam. Ich habe einen gleichaltrigen Cousin. Sie können sich vorstellen, 45, wir waren zweieinhalb Jahre ungefähr alt, und in der Mitte des Hofes ist ein großer Tisch gestanden, um den haben wir im Sommer immer gegessen, und mein Cousin und ich, wir sind auf den Tisch geklettert, damit wir sozusagen besseren Überblick haben über all das Gewurl. Da ist ein Offizier, der auch ein bisschen Deutsch konnte, zu uns gekommen und hat mit dem Finger so verneinend gesant, nix Kultura. Also auf den Tisch zu steigen, ist kulturlos. Und meine Großmutter, die eine sehr grantige Frau sein konnte, hat gesagt: "Na, die haben´s notwendig."
Geborgene Kindheit
Hildegard Langstadlinger, Jg. 1944 - 9. Mai 2025, 17:03
Mir ist es eigentlich nicht so schlecht gegangen. Ich habe nur mit meinen Eltern immer auf Zimmer-Küche gewohnt. Wohl Bad und WC haben wir schon gehabt. Aber mein Vater hat ein Friseurgeschäft gehabt, und er konnte nie eingezogen werden, weil er durch eine Halswirbelentzündung nicht so nach links schauen konnte. Er musste nie zum Militär. Er hat immer die Kommandantur rasiert oder Haare geschnitten. Ja, und er hat auch einen Ausweis gehabt, damit darf er nicht plötzlich zu einer Arbeit eingezogen werden. Und wenn er das hergezeigt hat, hat der gesagt Papiera gut, Papiera gut. Ich bin oft mitgefahren nach Oberösterreich , Essen holen. Dort habe ich entweder mit Mutter oder Vater in einem Bett geschlafen und wir konnten Kartoffeln holen und Fleisch und was man so braucht. Und so habe ich eigentlich meine Kindheit nicht so tragisch empfunden. Ich habe alles gehabt und mir war eigentlich nicht bewusst, dass da Krieg ist. Ich habe nur nicht alles haben können. Man wünscht sich oft zu viel und das geht nicht. Das geht nicht, hat es immer geheißen. Und ich habe bis 20 Jahre in dem Zimmer mit meinen Eltern geschlafen, bis ich geheiratet habe. Also das ist meine Erinnerung an den Krieg. Ich mein, Schokolade ist ja Luxus gewesen. Meine Eltern haben von der Schweiz ein Paket bekommen. Immer. Und da war eine Schokolade drinnen. Und das war natürlich etwas Wunderbares. Ich habe schon auch weiter geschenkt, weil es den anderen schlechter gegangen ist.
Abzug der Russen und Traumatisierte Männer
Eva Steininger - 9. Mai 2025, 15:22
In meiner Schulzeit gab es zwei Klassenzüge. Ein Zug war von 8 bis 12 Uhr und ich war im zweiten Klassenzug von 1 bis 4 Uhr Nachmittag. Es waren über 50 Kinder in der Schule in der Klasse. Es wurde ausgesprochen autoritär unterrichtet. Ich hab vom Unterricht ganz wenig mitbekommen, bin ganz hinten gesessen in den letzten Reihen. I Und dann 55 sind die Russen abgezogen. Das war wie ein Volksfest in Zwettl. Die Blasmusik ist gefahren, die Russen sind abgezogen, teilweise wurde gewunken und sind Freundschaften entstanden zu den Einheimischen. Aber man war sehr froh. Generell war man sehr froh, dass sie abgezogen sind. Ich habe in Erinnerung, es waren alle traumatisiert. Also ich glaube, alle Männer, die vom Krieg heimgekommen sind, waren verrückt oder hätten in ein Irrenhaus gehört. Aber die Situation war natürlich damals so, dass da erst diese Traumatisierungen noch gar nichts gewusst hat. Dann war große Not. Und für solche Einrichtungen gab es natürlich kein Geld. Man konnte ja nicht alle alle Männer in ein Irrenhaus geben. Aber als Kind habe ich in Erinnerung, wenn ich am Gehsteig oder auf der Straße gehüpft bin, auf den Pflastersteinen, so Tempelhüpfen. Und wenn ich da so plötzlich gehupft bin, dann habe ich eine Watsche von irgend jemandem, von einem Mann bekommen. Und wenn ich dann ganz verdutzt geschaut habe und überhaupt nicht gewusst habe warum, dann hat es geheißen: „Schau net so blöd, wennst weiter so blöd schaust, gibt´s noch eine!“ Also es war eine total brutalisierte Umgebung, in der ich aufgewachsen bin. Es ist allen Kindern gleich gegangen. Man kannte nichts anderes. Ich habe dann später einmal eine Mal und Kunsttherapie Ausbildung gemacht und da wurde mir dann sehr bewusst, dass ich ein typisches Nachkriegskind bin. Ich bin auch traumatisiert von meinem Vater. Er war sehr gewalttätig. Meine Mutter hat sich mit 72 Jahren dann von ihm scheiden lassen. Meine Mutter war eine Vierteljüdin und in Echsenbach in einem Sägewerk, einem Arbeitslager interniert. Sie war auch ziemlich gezeichnet von dieser Zeit. Und ich rede auch mit meinen Kindern und mit meinen Enkelkindern über diese Zeit. Und besonders die Enkelkinder sind sehr interessiert an das, an was ich mich noch erinnere und noch ist.