Präludium für Salterio

Von: Franziska Fleischanderl | 3. Mai 2020, 21:27

Es ist Freude, wenn ein in Vergessenheit geratenes Instrument nach Jahrhunderten des Schweigens endlich wieder erklingt. Es ist Freude, wenn ein klares und lebendiges Bild über seine Geschichte zum Vorschein kommt und den verdunkelnden Schleier der Unwissenheit ablöst. Es ist Freude, dieses Instrument in seinem vollen Glanz wieder erstrahlen zu lassen, nachdem man es zuvor in jahrelanger Detailarbeit von dem Staub der Jahrhunderte befreit hat.
Ich bin eigentlich Musikerin. Aber seit fünf Jahren forsche ich intensiv an der Geschichte des italienischen Salterios, das im Klerus und im Adel des 18. Jahrhunderts ein äußerst beliebtes Instrument war. Über das Salterio, das nichts anderes als ein barockes Hackbrett ist, gibt es bis heute keine einzige umfassende Publikation, und auch kaum SpielerInnen.
Als ich vor sechs Jahren ganz unerwartet ein originales Salterio aus dem Jahr 1725 kaufen konnte, schien es, als würde mich dieses Instrument rufen. Anstatt Neuer Musik, machte ich von nun an nur mehr Alte Musik und ausführliche Forschungen in Italien.
Im Moment schreibe all mein Wissen nieder: In den nächsten Monaten soll meine Doktorarbeit zum italienischen Salterio nun endlich fertig sein! Und ja, es ist eine große Freude - diesem Instrument so gedient zu haben. Es in seiner Größe wieder wahrnehmbar zu machen, für alle. Es ans Licht zu bringen, in Kunst UND Wissenschaft. Endlich – nach so langer Zeit des Schweigens!
Es ist eine große Freude für mich persönlich, dieses wunderschöne Originalinstrument täglich spielen zu dürfen. Aber eine noch größere Freude ist es zu erleben, wie viele Menschen in meinen Konzerten von seinem Klang tief berührt sind. Ich fühle mich diesem Salterio sehr verbunden – es bringt uns in einer andere Zeit, in einen anderen Raum. Deshalb komponiere ich auch selber dafür: weil es ein noch tieferer Ausdruck meiner Verbindung und meiner Freude dafür ist.

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