Einander Durch
Von: Stephan Tikatsch | 4. Jänner 2022, 18:52
Stephan Tikatsch, * 05.08.1974 in Wien. Dichtkunst, Musik, Malerei, Fotografie u.v.m... Veröffentlicht in europäischen Literaturzeitungen / Anthologien. Gründet 2017 die Literaturzeitung SYLTSE.
Jüngste Veröffentlichung: „blindkohlekopie“, Gedichtband 2019. „Und wieder Kein Titel“ , Dichtungsring Nr.: 57, 2020. „Macht Platz ihr Ampelmännchen", Grazer Wandzeitung AUSREISSER 2020/21 Wort an der Wand, Textbild. „Baldrian", Jahrbuch österreichischer Lyrik 2020/21, Gedicht.
Er lebt und arbeitet in Plank am Kamp, Niederösterreich.
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Einander Durch. Hörspiel von und mit Stephan Tikatsch.
Das 01:43 Min. lange Hörstück wurde am 04.01.2022 fertiggestellt und ertmals für den Kurzhörspielwettbewerb Track 5‘ von Ö1 und der schule für dichtung veröffentlicht.
Die Aufnahmen erfolgten mit Hilfe eines Pocket-Recorders, einer veralteten Mehrspur-recording-software (DAW) für PC im eigenen Wohnbereich.
Es wurden 12 Spuren bedient und klassische Effekte wie Hall, Delay und Tonhöhenverschiebung zum Einsatz gebracht. Außer der Stimme des Produzenten, sind alle anderen Text to Speech-Voices, sowohl Female als auch Mal, zu hören. Daneben kommen kurze an Jazz-Passagen erinnernde Pianoklänge ins Spiel. Auch zwei Synthesizerklänge sind wahrzunehmen.
Das Stück lässt den Eindruck entstehen, viele Stimmen würden wirr durcheinanderreden. Bei genauerem Hinhören wird klar, dass Synonyme des Wortes „Probieren“ in verschiedenen Sinn-, und Kontextvarianten gesagt werden, wobei eine Sprachsequenz immer wiederkehrt und im Gegensatz zu den monotonen Stimmen, eher aufbrausend klingt. Kontrast zu den „vielen“ durcheinander klingenden Stimmen und Worten, bildet auch ein wiederkehrendes Chor-Motiv mit dem schärfer gesprochenen Wort „Aus“, welches auch mal zu „Au“ wird und als Satzende von „probieren wir's aus“ auch das Ende des Stückes Markiert.
Das Hörspiel wagt den Versuch einer zeitkritischen Akustischen Abbildung der momentanen Lage. Corona, Lockdown, Ratlosigkeit, Viele (Experten)Meinungen, politische Stimmen. Das sich von Tag zu Tag, von Woche zu Woche hanteln.
Die Abgebrühtheit, ja weltfremdheit bei aller Technik. Die verunmöglichung Dinge richtig zu verstehen. Die zögerliche Bewusstwerdeung, anderer Verhaltensformen, um für Mensch und Umwelt in Zukunft bessere Bedingungen zu schaffen.
Es ist aber neben dem gesellschaftlichen auch allgemein ein innerkörperliches Stimmungsbild. Es zeichnet die Tendenzen des Verrücktwerdens einerseits (Psychische Belastungen, Erkrankungen, genannt Kollateralschäden) und das Phänomen, Teil einer gesellschftlichen Handlungs,- und Mitfühl-unfähigkeit zu sein. Vor diesen Tatsachen will man fliehen. Die vielen Stimmen die sich informationslos und emotionslos durchdringen, scheinen von Gehör,- und Verständnislosen Wesen zu sein. Wobei immer wieder ein energischer, fast befehlsartiger Chor das Wort „Aus“ zum Sinn aller Sinne generiert. Im Spiel der Theorie, die nichts in die Hand nehmen, aber (sich) ändern möchte soll ein Ende in Sicht sein, der Druck, was tun zu müssen und vielleicht nicht zu wissen, was genau, soll sich lösen. Der Appell gemeinschaftlich zu probieren, zu tun, zu handeln für die Gruppe und sich selbst, scheint sein eigenes Versiegen nur durch immer striktere Scheuklappenhaltungen abwenden zu können. Das Probieren bleibt verbale Theorie und das Aus, abstrakter Hilfeschrei.
Übersicht:
Track 5' - Probieren wir's aus