D. V. e. j. M. z. anarch. G. s. Lit. v. d. S. 2024

Von: Jörg Zemmler | 6. Jänner 2024, 11:49

Die Verleitung eines jungen Menschen zu anarchistischen Gedanken sowie Literatur vor dem Schlafengehen 2024

"Geschichte, Geschichte, bitte ein Gutenachtgeschichte."
"In Ordnung. Ok."
"Stell dir vor, es gibt ein Dorf in Spanien oder so, von dem niemand weiss und die Menschen, die dort wohnen, wissen auch nichts von uns.
Die Geschichte ist die: Es war Krieg gewesen, ganz lang und ganz schlimm und dann war der Krieg vorbei. Und alle freuten sich. Dann war ein Jahr vorbeigegangen und noch eines und noch eines und die Menschen in dem Dorf in Spanien, ein altes Dorf, nicht das Dorf, von dem wir nichts wissen, freuten sich immer weniger, weil zwar der Krieg schon lange vorbei, aber das Leben immer noch beschwerlich war. Sie mussten sich abrackern, um zu essen zu haben, sie mussten Gesetzen gehorchen, die sie nicht richtig fanden, sie zahlten viele Steuern und die Straßen waren kaputt und Ferien gab es nur wenig und die Eltern sahen ihr Kinder kaum, weil sie so viel arbeiten mussten und die Kinder waren traurig und die Eltern auch und alle anderen dazu, sie hatten einfach auf etwas besseres gehofft und es war nicht passiert.
So kam es, daß die ältesten 11 Frauen und die ältesten 11 Männer und die klügsten 11 Kinder sich eine Woche lang berieten, was zu tun wäre, auf daß sie wieder glücklicher werden konnten.
Nach einer Woche hatten die 33 einen Vorschlag. Er besagte, daß sie, und zwar alle, das Dorf verlassen sollten, ohne jemandem etwas zu sagen und in den Bergen ein neues bauen sollten und dort, ohne dass ihnen wer dazwischenredete, versuchen wollten, so zu leben, wie es sie glücklich machen würde und daß natürlich genug zu essen und zu trinken und im winter zu heizen da sein sollte und so weiter und für den Sommer wollten sie einen See anlegen.
Wichtig sei es, das betonten die 22 alten und die 11 jungen, daß alle, wirklich alle mitkämen, weil bliebe wer da, dann hätten sie die anderen verraten können und dann wurde abgestimmt und fast alle waren dafür und nur wenige dagegen und die 33 sagten, mit denen, die dagegen waren, solle so lange gesprochen werden, bis sie auch dafür waren und so geschah es und nach 2 Wochen und einem Tag waren alle dafür und es war Mai und es begann das große Packen und noch eine Woche später machten sie sich auf.
Seitdem weiss niemand, wo sie sind, im Gegenteil, nicht einmal ob es sie gibt, diese Menschen, und ob es das Dorf gibt, von dem niemand weiss. das alte, das alte dorf gibt es noch und niemand wohnt mehr dort.
So wie wir nichts von ihnen wissen, wissen sie nichts von uns. Nicht nur. sie wissen auch nichts von der Welt in der wir leben. Sie haben keine Zeitungen und kein Fernsehen, schon gar kein Internet oder Handys. Ihre Welt ist nur ihr Dorf und ein bisschen drum herum. Sie wissen, wie Äpfel, Kartoffeln und Zitronen wachsen, wann die Sonne auf- und der Mond untergeht, wie Feuer machen und wie es löschen, wo die Murmeltiere schlafen und wo der Fuchs spazieren geht.
Sie wissen auch, dass es wenig zum Zufriedensein braucht und arbeiten deshalb gerade genug. Sie wissen auch, daß es aber zum Glücklichsein viel Kraft braucht und setzen alles daran, es möglichst zu sein."
"Wie weisst du das, wenn niemand weiss, ob es das Dorf überhaupt gibt?"
"Ich weiss es. ich hab die Geschichte erfunden."
"Aber dann stimmt die Geschichte ja gar nicht."
"Jede Geschichte stimmt, wenn du sie dir vorstellen kannst und wenn du an sie glaubst."
"Aber wo ist jetzt das Dorf?"
"In deinem Kopf."
"Versteh ich nicht."
"Wieviel ist zwei und drei?"
"5"
"Genau. Und wo ist jetzt die 5?"
"In meinem kopf"
"Siehst du. Und 5 stimmt. Und deshalb stimmt die Geschichte vom Dorf, von dem niemand weiss, auch."
"Ok."
"Wenn du das Licht ausmachst, geht in dem Dorf das Licht an."
"Genau."
"Und am See gibt es eine Rutschbahn ins Wasser. Nein, Sieben."
"Unbedingt."
"Und zum Frühstück essen alle Pommes und, ... und, und... es gibt dort keine Schule."
"Höre ich zum ersten mal."
"Aber es stimmt."
"Natürlich."
"Gute nacht."

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Übersicht:
Track 5’ - Höre ich zum ersten Mal