Jubiläumsjahr 1967

Von: oe1post | 21. Juli 2017, 17:23

Dieses Schreiben erreichte uns postalisch und wird unter dem Nickname "oe1post" veröffentlicht. (Ö1)

Im Frühjahr 1967 wurde mein jüngerer Sohn Wolfgang fünf Jahre alt. Wir wohnen seit 1962 in einer Wohnhausanlage der Gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Heimwerk" (heute "Sozialbau") mit sechs Häusern (insgesamt 130 Mietwohnungen verschiedener Größen), die in einem großzügigen Abstand voneinander erbaut worden sind (Fertigstellung 1962) und viel Freiraum für die Kinder ließen, was auch gut genützt wurde. Unser Sohn war einer von elf Gleichaltrigen, die seine Spielkameraden waren.

Ich hatte 1965 einen Lungeninfarkt nach einer Venenoperation (Krampfadern) und deshalb wurde mir im Gemeinde-Kindergarten am Wolfrathplatz ein Platz für unseren kleinen Sohn eingeräumt. Aber gerade das Jahr vor dem Schuleintritt hielt man das nicht mehr für notwendig, er durfte nicht mehr in diesen Kindergarten gehen, und der Evangelische Kindergarten in unserer Nähe hatte auch keinen Platz mehr frei. (Im katholischen Kindergarten fragten wir nicht an, weil unsere Kinder nicht getauft sind.)
So verbrachte unser Jüngerer das Jahr vor dem Schuleintritt allein in unserem Hof.
Zufällig wurde die Ghelengasse in unserem Wohnbereich im Sommer 1967 neu asphaltiert, und als der kleine Bub interessiert zuschaute, durfte er manchmal neben dem Lenker sitzend auf der Asphaltiermaschine mitfahren. Natürlich war er jeden Tag schwarz vom Teer an der Hose (jeden Tag eine frische), aber sehr glücklich, weil auch die Arbeiter sehr freundlich zu ihm waren.

Ich schreibe Ihnen deshalb, weil man heute die Familien dazu verpflichtet, ihre Kinder das Jahr vor Schuleintritt (oder sogar ein zweites Jahr davor) in den Kindergarten zu schicken. Man braucht keiner Partei anzugehören.

Elfriede Stern

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